Sympathiekundgebungen für Gorki
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Wien,
31. Januar. Der
Oesterreichische
Journalistenbund hielt gestern eine äußerst zahlreich besuchte
Plenarversammlung ab, die sich mit der Verhaftung
Gorkis befaßte.
Der Präsident des Bundes, Chefredakteur
Wilhelm Singer, eröffnete die Versammlung mit einer
Ansprache, in der er sagte: »Nicht als ob wir uns an dieser Stelle in die
russische Politik einmengen wollten.
Unser Beginnen ist
kein politischer Akt; es ist ein Akt
der reinen Menschlichkeit, eine feierliche Bekundung menschlicher Solidarität, und
dann gehört
Gorki nicht
Rußland allein.
Gorki gehört
der ganzen Welt.«
[…]
Der Versammlung waren in überaus stattlicher Zahl Sympathiekundgebungen für
Gorki zugekommen.
[…]
Schriftsteller Dr. Artur Schnitzler telegraphiert:
»Ihrer Kundgebung für
Maxim Gorki, die wohl nichts
anderes sein kann als ein stürmischer Ruf nach seiner sofortigen Befreiung, stimme
ich selbstverständlich aufs lebhafteste zu. Aber vergessen wir nicht, daß es
noch Hunderte gibt, die, nicht große Dichter wie er, Helden sind
gleich ihm, deren bedrohtes Leben für sie selbst, ihre Familie und die
Menschheit von eben so hohem Werte sein mag, und wünschen wir, daß
Gorki nicht als einziger den Kerker verläßt, sondern als Führer
der Edlen, die ihrem von Zukunftsmöglichkeiten überquellenden Lande die Freiheit
bringen wollen.
Artur Schnitzler.«