Eine Erklärung Artur Schnitzlers. Die Dichterkollegen als Publikum, 30. 9. 1924

Eine Erklärung Artur Schnitzlers.
Die Dichterkollegen als Publikum.
Die Premiere von Artur Schnitzlers »Der einsame Weg« in der Berliner »Tribüne« gestaltete sich dank der vollendeten Darstellung unter der Regie Eugen Roberts zu einem großen Erfolg. Bassermann, Lucie Höflich, Winterstein, Biensfeldt, Käthe Haak, Klemens Schütt boten hervorragende Leistungen und der Abend war wohl einer der künstlerischesten, die man seit Jahr und Tag in Berlin erlebte. Seither ist »Der einsame Weg« ein Zugstück geworden. Ein Wiener Montagblatt wußte nun zu berichten, daß es anläßlich der Première zu einem Vorfall gekommen sei, der allerdings nur von wenigen bemerkt wurde. Die jungen Dichter Brecht und Bronnen hätten sich darnach im Theater selbst in lautem Tone sehr abfällig über das Stück geäußert. Weiter hieß es, daß Artur Schnitzler die Absicht habe, sich wegen dieses Vorgehens der beiden Berliner Autoren an »das kompetente Forum« zu wenden. Demgegenüber erklärt Artur Schnitzler in einer an uns gerichteten Zuschrift:
»Verehrter Herr Redakteur! In der heutigen ›Sonn- und Montagszeitung‹ lese ich zu meiner Verwunderung, daß ich gegen zwei jüngere Berliner Autoren, die sich während einer Aufführung meines Schauspiels ›Der einsame Weg‹ unmanierlich benommen haben sollen, irgend welche ›Schritte‹ zu unternehmen gedächte. Nichts auf der Welt lag oder liegt mir ferner. Das Urteil der beiden Herren und die Form, in der sie sich zu äußern für richtig hielten, ist einzig und allein ihre Sache; Ruhestörer zu entfernen, ob sie sich durch ein Dichtwerk in ihren literarischen oder in ihren politischen Ueberzeugungen verletzt fühlen und ob sie ihrem Mißfallen durch überlaute Aeußerungen oder durch das Werfen von Stinkbomben Ausdruck zu geben belieben, obliegt den Ordnungsorganen des betreffenden Theaters. Der Autor soll und will mit dergleichen nichts zu schaffen haben. Durch die Aufnahme dieser Zeilen würden Sie mich sehr verbinden.
Artur Schnitzler.«