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IX. Frankgasse 1.
Wien, 5.7.94.
Verehrter Freund,
12
Ihre freundlichen Worte haben meine Mutter und meinen Bruder sehr
gefreut, und ich danke Ihnen in ihrem und meinem Namen aufs wärmste.-
Dass ich Ihnen nichts von meinen Sachen schicke, nach denen Sie sich
in so liebenswürdiger Weise erkundigen, liegt wirklich weniger an
mir als an den Verlegern, die sich noch immer sehr lang bitten las-
sen, bevor sie was von mir drucken. Nun, im Herbst erscheint eine
Novelle von mir bei Fischer, und ich will mir alle Mühe geben, an-
deres, das nun schon fertig im Pult liegt, rascher in die Oeffentlich-
keit zu befördern, als es mir bisher zu gelingen pflegte. Im ganzen
darf ich sagen, dass ich in den letzten Monaten nicht sehr nachläs-
sig war, dass mir mancherlei einfällt und dass ich zuweilen die
Empfindung habe, dass ich manches von diesem Mancherlei werde zu
gutem Ende führen können.-
Ich zweifle nicht, dass mein Freund Paul Ihnen meine Grüsse an Sie,
die ich den Briefen an ihn häufig beifüge,regelmässig bestellt,
und Ihnen auch manchmal sagt - was sich mündlich und durch einen
Dritten besser sagen lässt als in einem Brief, wo es einen süsslich
faden Beigeschmack von Höflichkeit oder gar Förmlichkeit bekommt -
nämlich dass ich das wenige, was mir von Ihnen zugänglich ist, stets
mit wahrhaften Genusselese. Besonders im Laufe des letzten Jahres
haben Sie einige kleine Kunstwerke von Feuilletons geschaffen, die
nicht mit den Zeitungen selbst verwehen dürften. Sie wissen das
selbst und man darf es Ihnen wohl so unbefangen ins Gesicht sa-
gen wie eine Grobheit.- Und die Bühne? Ist Ihre Lust zum dramati-
sehen gänzlich durch den Ekel erstickt worden? Wie oft hab' ich in
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IX. Frankgasse 1.
Wien, 5.7.94.
Verehrter Freund,
12
Ihre freundlichen Worte haben meine Mutter und meinen Bruder sehr
gefreut, und ich danke Ihnen in ihrem und meinem Namen aufs wärmste.-
Dass ich Ihnen nichts von meinen Sachen schicke, nach denen Sie sich
in so liebenswürdiger Weise erkundigen, liegt wirklich weniger an
mir als an den Verlegern, die sich noch immer sehr lang bitten las-
sen, bevor sie was von mir drucken. Nun, im Herbst erscheint eine
Novelle von mir bei Fischer, und ich will mir alle Mühe geben, an-
deres, das nun schon fertig im Pult liegt, rascher in die Oeffentlich-
keit zu befördern, als es mir bisher zu gelingen pflegte. Im ganzen
darf ich sagen, dass ich in den letzten Monaten nicht sehr nachläs-
sig war, dass mir mancherlei einfällt und dass ich zuweilen die
Empfindung habe, dass ich manches von diesem Mancherlei werde zu
gutem Ende führen können.-
Ich zweifle nicht, dass mein Freund Paul Ihnen meine Grüsse an Sie,
die ich den Briefen an ihn häufig beifüge,regelmässig bestellt,
und Ihnen auch manchmal sagt - was sich mündlich und durch einen
Dritten besser sagen lässt als in einem Brief, wo es einen süsslich
faden Beigeschmack von Höflichkeit oder gar Förmlichkeit bekommt -
nämlich dass ich das wenige, was mir von Ihnen zugänglich ist, stets
mit wahrhaften Genusselese. Besonders im Laufe des letzten Jahres
haben Sie einige kleine Kunstwerke von Feuilletons geschaffen, die
nicht mit den Zeitungen selbst verwehen dürften. Sie wissen das
selbst und man darf es Ihnen wohl so unbefangen ins Gesicht sa-
gen wie eine Grobheit.- Und die Bühne? Ist Ihre Lust zum dramati-
sehen gänzlich durch den Ekel erstickt worden? Wie oft hab' ich in