A47: Schulaufsätze, Seite 123

Sonst waren die reichsten Länder,
wo die Natur am gütigsten war;
Umfassend jetzt sind es die, wo der Mensch
am thätigsten ist.
Buckle, Geschichte d. Civilisation.
Wenn vor mehr als zweitausend Jahren
der Grieche in das Heiligtum des del¬
phischen Gottes trat, da waren es die
Worte. "Prudisavcór und Uyder zjav',
auf denen sein Blick vor allem ver¬
weilte. Gar viele kamen nach Del¬
phigewandert und nach gar verschiede
nem fragten sie die gottbegnadete
Pythia; aber wie mannigfach die Ant¬
worten auch lauteten, mit denen
die Fragenden zur Heimat wieder¬
kehrten - eines ward doch allen aus¬
nahmlos verkündet, als die heiligste
gottliche Offenbarung, als Eigen¬
tum der ganzen Menschheit wur¬
den sie verkündet, jene beiden Weis¬
heitsprüche! Er kenne dich selbst und
„Nichtsmaßlos." O hätten die Er¬
densöhne jenes mahnenden Stuhler
Einmals
a ja vergessen!
Es gab eine Zeit, in der die Mensch¬
heit vertrauensvoll am Busen der Mutter
Natur ruhte. Das war die Kindheit des
Geschlechts der Sterblichen und ihre glück¬
lichste Zeit. Aber sie reiften heran, sie
rissen sich los aus den Armen der
Mutter und wollten auf eignen Füßen
stehen; selbst ständig und frei. Nicht
mehr mit den Augen des Kindes,
das gläubig alles himmt, was sich
blicken
seinen bietet, betrachteten
sie die ringsum kennende Welt,
das
der Drang nachzubilden, was vor dem
schauenden Auge ausgebreitet lag,.
der Drang, selbst zu gestalten, fasste
Wurzel in des Menschen Brust. Dies
waren die Anfänge der Kunst¬
Erst später entwickelte sich die Wissen¬
haft, die - mehr ein Erzeugnis des