22
Arzt. Ich hab' es verabsäumt, mich vorzustellen. Ich
bitte um Entschuldigung, meine Damen — Doctor Bernstein.
Ich befand mich zufällig... Aber das ist ja nebensächlich
denk' ich.
Betty. Herr Doktor, wie sollen wir Ihnen..
Arzt. Später.
Hugo. Sie können es nicht wissen, Herr Doctor.
Arzt (scherzend). Oho! Wir Doctoren wissen überhaupt alles
Hugo. Und wenn Sie's wissen, dürfen Sie's nicht
sagen. Aber (aus den Kopf weisend). da..
Betty. Weh?
Hugo. Nein keine Schmerzen. Was viel schreck¬
licheres. Ich weiß nicht, was. — Was saust denn so?
Und
ach es ist Wama — Mama
Betty. Mein Kind?
Hugo (in seinen Zügen prägt sich aus, daß ihm plötzlich etwas un¬
endlich Wichtiges eingefallen ist.) Mama
(Er scheint sich erheben zu wollen.)
Franziska. So bleib' doch liegen
Arzt. Bitte, nur etwas Geduld.
Hugo. Ich hab' keine Zeit mehr, Wama, ich muß mit
Dir reden. Ist der Papa schon da?
Betty. Tante Emma ist um ihn gefahren.
Franziska. Jeden Augenblick muß er da sein.
Hugo. Ich muß mit Dir reden, Mama.
Arzt. Wollen Sie das nicht auf morgen verschieben?
Hugo. Es wird zu spät. Es kann zu stät werden.
Ich werde wieder — (er macht eine Geste, als wollte er die Besinnung
verlieren) — und dann... wer weiß... ob man erwacht.
Der Arzt. Das sind rechte Kindereien.
Hugo. Ich muß mit der Mama reden. Gleich (heftig)
gleich
Der Arzt (nach kurzem Bedenken). Wenn’s nicht gar zu
lang
Hugo. Zehn Worte, aber es muß sein.
Der Arzt. Also kommen Sie, Fräulein.
Betty (sehr erregt; sieht fragend den Arzt an; der Arzl
macht ihr ein Zeichen, sie solle den Kranken anhören; darauf wird ihr
Antlitz noch unruhiger, als schlösse sie daraus, daß Hugo mit seiner
Ahnung recht habe; der Arzt wendet sich weg, mit Franziska rechts
hinten ab.)
23
11. Auftritt.
(Es wird dunkel.)
Frau Betty. Hugo.
Hugo (hastig, indem er seine Mutter bei der Hand nimmt). Ich
hab' ein Kind. Du mußt es zu Dir nehmen.
Betty (sieht ihn groß an; kein Ausdruck des Schreckens, keiner des
Staunens, nur als empfände sie die Bedeutung des Momentes).
Hugo. Hast Du mich verstanden?
Betty (nickt zweimal, wie oben).
Hugo. Ich hab' ein Kind. Wenn ich sterbe, müßt Ihr
es zu Euch nehmen.
Betty (als wenn sie endlich gefunden hätte, wo anzuknüpfen). Du
wirst nicht sterben!
Hugo. Verlieren wir keine Zeit; — es quält mich! Sag
Versprich mir's.
nur ja.
Betty. Du wirst nicht
Hugo (wehrt ungeduldig ab). Du mußt es mir heilig, heilige,
heilig versprechen.
Ja.
Betty.
Du bist, oh ja, (küßt ihre Hände) Du bist meine
Hugo.
Auch die anderen sind gut... aber... um
gute Mama.
Gotteswillen, wenn Du mich jetzt nur verstehst.
Sag' mir nur alles, mein Kind.
Betty.
Du mußt vieles versteh'n. Nicht nur das ge¬
Hugo.
es ist nicht so einfach
wöhnliche.
Sag mir alles.
Betty.
Man kann es ihr nicht wegnehmen, das Kind;
Hugo.
sie nicht sein — und sie kann ohne das Kind
es kann ohne
nicht sein.
Wie? Wie?
Betty.
Ach Gott, wenn ich nur wüßte, daß ich genug
Hugo.
Gustav weiß alles, den wirst Du fragen. Ihr
Zeit hab:
müßt um ihn schicken
Hugo, Dein ganzes Leben lang hast Du Zeit!
Betty.
Wie lang? wie lang?... Hör nur zu, hör
Hugo.
Beide müssen kommen.
nur gut zu.
Wie?
Betty.
Als Manuscript gedruckt.
Arzt. Ich hab' es verabsäumt, mich vorzustellen. Ich
bitte um Entschuldigung, meine Damen — Doctor Bernstein.
Ich befand mich zufällig... Aber das ist ja nebensächlich
denk' ich.
Betty. Herr Doktor, wie sollen wir Ihnen..
Arzt. Später.
Hugo. Sie können es nicht wissen, Herr Doctor.
Arzt (scherzend). Oho! Wir Doctoren wissen überhaupt alles
Hugo. Und wenn Sie's wissen, dürfen Sie's nicht
sagen. Aber (aus den Kopf weisend). da..
Betty. Weh?
Hugo. Nein keine Schmerzen. Was viel schreck¬
licheres. Ich weiß nicht, was. — Was saust denn so?
Und
ach es ist Wama — Mama
Betty. Mein Kind?
Hugo (in seinen Zügen prägt sich aus, daß ihm plötzlich etwas un¬
endlich Wichtiges eingefallen ist.) Mama
(Er scheint sich erheben zu wollen.)
Franziska. So bleib' doch liegen
Arzt. Bitte, nur etwas Geduld.
Hugo. Ich hab' keine Zeit mehr, Wama, ich muß mit
Dir reden. Ist der Papa schon da?
Betty. Tante Emma ist um ihn gefahren.
Franziska. Jeden Augenblick muß er da sein.
Hugo. Ich muß mit Dir reden, Mama.
Arzt. Wollen Sie das nicht auf morgen verschieben?
Hugo. Es wird zu spät. Es kann zu stät werden.
Ich werde wieder — (er macht eine Geste, als wollte er die Besinnung
verlieren) — und dann... wer weiß... ob man erwacht.
Der Arzt. Das sind rechte Kindereien.
Hugo. Ich muß mit der Mama reden. Gleich (heftig)
gleich
Der Arzt (nach kurzem Bedenken). Wenn’s nicht gar zu
lang
Hugo. Zehn Worte, aber es muß sein.
Der Arzt. Also kommen Sie, Fräulein.
Betty (sehr erregt; sieht fragend den Arzt an; der Arzl
macht ihr ein Zeichen, sie solle den Kranken anhören; darauf wird ihr
Antlitz noch unruhiger, als schlösse sie daraus, daß Hugo mit seiner
Ahnung recht habe; der Arzt wendet sich weg, mit Franziska rechts
hinten ab.)
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11. Auftritt.
(Es wird dunkel.)
Frau Betty. Hugo.
Hugo (hastig, indem er seine Mutter bei der Hand nimmt). Ich
hab' ein Kind. Du mußt es zu Dir nehmen.
Betty (sieht ihn groß an; kein Ausdruck des Schreckens, keiner des
Staunens, nur als empfände sie die Bedeutung des Momentes).
Hugo. Hast Du mich verstanden?
Betty (nickt zweimal, wie oben).
Hugo. Ich hab' ein Kind. Wenn ich sterbe, müßt Ihr
es zu Euch nehmen.
Betty (als wenn sie endlich gefunden hätte, wo anzuknüpfen). Du
wirst nicht sterben!
Hugo. Verlieren wir keine Zeit; — es quält mich! Sag
Versprich mir's.
nur ja.
Betty. Du wirst nicht
Hugo (wehrt ungeduldig ab). Du mußt es mir heilig, heilige,
heilig versprechen.
Ja.
Betty.
Du bist, oh ja, (küßt ihre Hände) Du bist meine
Hugo.
Auch die anderen sind gut... aber... um
gute Mama.
Gotteswillen, wenn Du mich jetzt nur verstehst.
Sag' mir nur alles, mein Kind.
Betty.
Du mußt vieles versteh'n. Nicht nur das ge¬
Hugo.
es ist nicht so einfach
wöhnliche.
Sag mir alles.
Betty.
Man kann es ihr nicht wegnehmen, das Kind;
Hugo.
sie nicht sein — und sie kann ohne das Kind
es kann ohne
nicht sein.
Wie? Wie?
Betty.
Ach Gott, wenn ich nur wüßte, daß ich genug
Hugo.
Gustav weiß alles, den wirst Du fragen. Ihr
Zeit hab:
müßt um ihn schicken
Hugo, Dein ganzes Leben lang hast Du Zeit!
Betty.
Wie lang? wie lang?... Hör nur zu, hör
Hugo.
Beide müssen kommen.
nur gut zu.
Wie?
Betty.
Als Manuscript gedruckt.