A85: Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 98

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wieder Kunststücke machen müssen... Graben nehmen..
Hugo. Beide, jetzt gleich, sonst kann ich nicht ruhig..
mit einem Pferd, das noch kaum zugeritten ist.
sonst glaub' ich nicht... Dir ja, Wama.. aber die anderen..
Betty (deutet ihm, er solle nicht so laut und so viel reden).
Adolf. Nun ja, aber ich will mit dem Doctor sprechen.
nicht alle können es verstehn. Sie müssen beide kommen
Habt Ihr nach Schmidt geschickt oder nach einem andern?
Mein Bub' und sie.
Doctor Schmidt wird jedenfalls gleich
Betty. Die... Mutter?
kommen, er war früher da und wollte nur einen Besuch in
Betty.
Hugo. Ja. Sie müssen hier sein. Ich muß sie da
(vor den Divan hinweisend, wie eigensinnig) da muß ich sie sehen
der Nähe machen. Hast Du Emma nicht gesprochen?
Adolf. Emma? — Nein. Ich komme ja direkt aus
beide, sonst glaub' ich nicht, daß Ihr sie behalten werdet
der Sitzung. Warum habt Ihr keinen Professor holen
Und Ihr müßt es thun. Weißt Du, allein mit dem Kinde
kann ich sie nicht lassen, das ist unmöglich — dazu ist sie
lassen? Grubner zum Beispiel! Der ist ja für derartige
nicht... weißt Du, Mama, klug ist sie schon, aber selbst
Hugo. Ich bitte Dich, Papa, es ist ganz überflüssig
Adolf. Also noch nicht? Nach niemandem ist ge¬
ständig ist sie garnicht — und manchmal selbst wie ein
schickt? Habt Ihr denn alle den Kopf verloren? Ich fahre
Kind... und der Bub' ist sehr schwach — weißt Du, Mama
schön ist er, aber blaß — und ohne mich sind sie ganz allein
Ja
ganz —
allein
sofort selbst.
Bleibe, Papa.
Ich habe kein Vertrauen zu diesem Menschen
Betty (beinahe schluchzend). Warum hast Du mir denn ni
Hugo.
Was ist das für ein Arzt, der Dich hier allein
von ihm erzählt?
Adolf.
da draußen.
Meine gute Mama! Es hätte nicht mehr lang
Hugo.
liegen läßt!!
gedauert, so hätt' ich's Euch allen erzählt. Sie ist ja brav
Er weiß, daß ich nichts weiter brauche.
Mama
Hugo.
Adolf. Wenn es auch nicht gefährlich ist, Beruhigung
grad' so brav, wie die Franzi ist, und ich hab
wollen wir doch haben. Und mich kann ein fremder Doctor
viel an ihr gut zu machen. — Und seit wir den Buben
haben...
nicht beruhigen, wenn es sich um meinen Sohn handelt.
Betty. Wie alt ist er denn?
Hugo. Mama, sage Du dem Papa, um was
Adolf. Wie meinst Du, mein Kind? — Wenn man
Hugo. Im März war er vier.
vom Pferd gestürzt ist, genügt die Mutterliebe nicht. Es ist
Betty.
Schon vier Jahre ist er alt?
ja ein unglaubliches Glück, daß Du Dir nichts gebrochen hast.
Hugo. Ja... Also sie müssen kommen..
Gleich
Betty. Bitte, Adolf, hör' mich einen Moment an. Der
wenn Du sie sehen wirst.
Betty. Wo sind sie? wo sind fie?
Junge macht sich allerlei kindische Gedanken.
Hugo. Ganz nah!... Du mußt hinschicken.
Gib mit
Hugo (ungeduldig). Laß' das, Mama!
Bleistift und Papier, ich schreib' Dir die Adresse auf
Betty. Ja, Hugo, ich muß doch
Betty (eilt zum Schreiblisch, bringt Papier und Bleistift).
Hugo (beinahe augstvoll). Ich habe keine Zeit.
Betty. Er will... er will seine Geliebte seh'n.
Hugo (will schreiben). Oh Gott, ich kann nicht.
Betty. So sag's mir.
will... Das wird wohl
Adolf. Will..
Kannst Du denn aufstehn?
12. Auftritt.
Hugo (schüttelt den Kopf).
Adolf. Nun also? Man wird sie benachrichtigen. Es
Hugo. Frau Betty. Adolf Losatti (stürzt herein).
wird schon einmal vorgekommen sein, daß Du sie hast warten
Adolf (noch in der Thür). Ja, Hugo, was sind denn das
für Geschichten, wie kann man seinen Eltern einen solchen
Hugo. Papa... ich... so sag's ihm doch, Mama..
lassen.
Schrecken einjagen. Hugo! Hugo! Natürlich hast Du
Als Manuscript gedruckt.