A85: Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 99

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Holen,
Betty. Hör' mich ruhig an, Adolf, Du siehst ja, wi
Hugo
Wie? Unter welchem Vorwand:
er sich aufregt.
Adolf
Es braucht keinen Vorwand.
Adolf. Du wirst doch zugeben, daß es in diesen
Hugo.
Junge! Du hast eine Schwester.
Momente Wichtigeres giebt, als eine Geliebte, und wenn sie
Adolf.
Hugo. Gott sei Dank
noch so schön ist. Man muß doch
Adolf (wie mit einem plötzlichen Entschluß). Unsinn!
Betty. Er will, daß seine Geliebte und sein Kind.
Hugo. Schicke fort, Mama, es wird zu spät
Adolf (heftige Bewegung)
Adolf (während ihm Betty das Papier nehmen will). Was denn
Betty. — hieherkommen.
Wen willst Du denn schicken? Man kann doch nicht das
Adolf. — Hieher
Stubenmädchen schicken, um die Geliebte und das Kind vom
sein Kind — Du hast ein
Betty. Er will, daß wir sein Kind und die Mutter in jungen Herrn abzuholen. So viel Verstand werdet Ihr Beide
Kind?
Hieher? was heißt das alles?
och noch übrig haben.
unser Haus
Hugo. Um Gotteswillen, Papa, um solche Dinge handelt
aufnehmen.
Adolf
Aufnehmen? aufnehmend? - (Geste.
sich ja jetzt nicht mehr.
Adolf. Jetzt nicht, jetzt ücht, aber morgen? und über¬
Und ich will die beiden noch einmal sehen,..
Hugo
weil es möglich ist,... daß ich sterbe.
morgen? Wenn Deine Aufregung vorüber ist? Da ist dann
Adolf.
nichts mehr gut zu machen! Brauchst Du wen andern un
Möglich, daß Du stirbst? (Zu Betty.) Und Du
bestärkst den Jungen noch in seinen.. in feinen Narrheiten
Dich zu pflegen, als die Deinen?
Noch einmal sehen, bevor er stirbt... bevor er... Das ist
Hugo. Papa!
ja
ja, so sehen die Leute aus...
Betty. Adolf! Adolf!
Hugo. Ich bitt' Dich, Papa
Adolf. Ich geh' selber.
(Blick zwischen Adolf und Betty.)
?
Betty. Du siehst ja, Adolf, er beruhigt sich nicht
Betty. Du
Adolf. Ja! Ich. Ich hab' das nicht gern, wenn
bevor wir ihm diese Laune erfüllen aso
Sachen in der Dienstbotenstube herumgetragen werden
Adolf. Ihr macht einen ja toll; vollkommen toll. Ich,
solche
Und der Franzi wird gesagt, es ist eine Wärterin.
höre zum ersten Mal in meinem Leben; daß er ein Kind
Hugo. Wozu?
Adolf. Bitte, soviel könnt Ihr mir noch zur Liebe
hat — eine Geliebte — das hab' ich mir denken können
thun. Morgen werdet Ihr ja froh sein, daß wenigstens Einer
ich weiß sehr gut, daß junge Leute Geliebte haben
ja
den Kopf nicht verloren hat! Ein Wunder wär's nicht, wenn
aber was soll denn mit dem Kinde geschehen? Ihr seid ja
auch ich schließlich verrückt würde! Da kommt man abge¬
so confus! Jetzt handelt es sich doch vor allem darum, daß den
arbeitet nach Hause... und was findet man? Einen Sohn
Junge gesund wird! — Dann können wir über diese anderen
Dinge reden
der sich auf ein Haar den Hals gebrochen hätte — und einem
Hugo. Ich sagte ja schon: hierher sollen sie — mein
die unglaublichsten
Kind,
und sie — damit alles geordnet ist... für den Fall,
Betty. Adolf!
daß ich sterbe
Hugo. Und das kind? Als was erscheint das Kind?
Adolf (greift sich nach dem Kopf)
Adolf. Ja das frag' ich Euch
Belty. Geh, Adolf, holc sie; wegen Franzi, das ver¬
Betty. Dictir mir
Hugo. Kaiser Josefstraße 15, 2. Stock.. Thür links..
Toni Weber.
Oh Gott, oh Gott, was seid Ihr für confuse
antworte ich.
Betty. So
Adolf
Menschen! (Liest.) Antonie Weber
Adolf. Nun... (ihr das Papier nehmend) — nun? Was jetzt
Als Manuscript gedruckt.