A85: Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 108

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Emma. Was ist er denn eigentlich gewesen?
Toni. Beim Magistrat war er angestellt.
Emma. Aber der Hugo hat Sie... bald von Hans
weggenommen?
Toni (nach einer Pause). Ich hätt' ja... gehn müssen
6. Auftritt.
Emma. Toni. Das Kind. Gustav (kommt).
Kind (das ihn erblickt). Onkel Gustav! (Streckt ihm die Arme
entgegen.
Toni (steht auf).
Gustav (geht vor allem dem Kinde entgegen und schließt es in
die Arme — Pause... Bewegung. Dann streckt er Toni die Hand
entgegen: dann Emma.) Ist das ein Wiedersehen!
Emma. Wann sind Sie denn zurückgekommen?
Gustav. Vor einer halben Stunde, gnädige Frau, ich
hab' eine so große Sehnsucht gehabt, die beiden da (auf Toni
und das Kind weisend) wiederzusehen. — (Bewegt.) Also seid Ihr
wirklich da! wohnt hier! — Das beruhigt mich sehr! - Und
wie geht's Euch denn... wie ist das überhaupt alles
hat man Euch auch lieb?
(Kleine Pause.)
Emma. Es ist alles gut — und wird noch besser
werden.
7. Auftritt.
Toni. Kind. Emma. Gustav. Betty (und) Franziska (kommen
von links).
Betty. Sie sind wieder da, Gustav?
Franziska. Guten Tag! (Begrüßung. Franziska wendet sich
gleich dem Kinde zu.)
Betty. Zurück vom Urlaub?
Gustav. Ja, gnädige Frau, und hieher war natürlich
mein erster Weg. (Leise zu Betty.) Was Sie da gethan haben,
ist sehr schön.
Betty. Es ist doch selbstverständlich
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Gustav. Ja, von Ihnen, gnädige Frau gewiß.
Franziska (zu Gustav). Waren Sie zu Hause?
Gustav. Ja, Fräulein. Es war ein trauriger Urlaub!
Denken Sie — die Stimmung, in der ich von hier abgereist
und daheim hab' ich auch nicht alles so gefunden,
bin,
wie ich gewünscht hätte.
Franziska. Wie geht's Ihrer Mutter
Gustav. Nicht zum besten. (Ernst.) Sie ist sehr alt
geworden. Wer weiß, ob ich sie noch einmal wiedersehen
werde.
Betty. Warum machen Sie sich so trübe Gedanken?
Gustav. Was! Ist das Leben eine traurige Erfindung!
Wenn man so ein paar Jahre daran vergessen hat und es
für sehr fidel hält — da kommt dann alles Schlimme auf
einmal. — (Einfach.) Da heißt es dann gleich — alles ver¬
lieren, was einem...
Toni (klammert sich unwillkürlich an das Kind).
Gustav (absichtlich abschweifend). Sie ziehen wohl bald alle
auf's Land?
Betty. Ja, in einigen Tagen.
Gustav. Das ist gut. Auch wegen des Buben. Um
die Zeit war er sonst immer schon im Grünen. (Nach Pause,
zu Franziska). Sie wissen doch, daß er nach Ihnen heißt?
Franziska (nickt).
Gustav. Er hat gewußt, was er an seiner Schwester
(Zum Kind.) Ja, jetzt wird der Franzl bald wieder im
hat.
Garten herumlaufen.
Kind. Und der Papa wird mit mir Fangen spielen.
Franziska (zu Toni). War das sehr weit draußen, wo
Ihr auf dem Lande gewohnt habt?
Toni. Nein.
Gustav. Ganz nah. Ich bin sehr oft noch spät Abends
mit ihm hinaus. Erinnerst Du Dich, Toni, wie wir
Toni (wehrt ab)
Franziska (zu Gustav). Sie haben auch mehr von ihm
gehabt als wir. Warum hab' ich von all' dem früher nichts
wissen dürfen? Warum? warum? — Den Garten möchte
ich doch gern einmal sehen — wir wollen einmahl alle zu¬
sammen..
Toni (beinahe hart). Nein
Als Manuscript gedruckt.