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Emma. Was soll man zu einem Menschen sagen, der
sich nicht scheut, in diesem Zimmer
Adolf. Sans consequence bei uns, liebe Emma — das
weiß ich längst — die Söhne haben in solchen Fällen ge¬
wöhnlich mehr Glück als die Väter.
11. Auftritt.
Adolf. Emma. Betty (kommt zurück).
Betty. Es hat sich beruhigt. Ich hab' es ein bischen
aufs Bettchen hingelegt — weil es ganz müde ist, als hätt
es weiß Gott was für Aufregungen durchgemacht.
Adolf. So. Wir müssen doch dieser Tage einmal ernst¬
lich mit Schmidt über den Buben reden. In meinem Leben
ist mir kein so nervöses Kind vorgekommen.
Betty. Heute scheint es mir noch abgespannter als sonst.
Adolf. Das betrübt mich. Wie immer man die Sache
nehmen mag: Dieses Kind ist von unserem Blute, und was
mich anbelangt, lieb' ich es so sehr, als..
Emma. Als wenn es Dein Enkel wäre... was?
Adolf. Thue ich auch.
Emma. Es ist doch Euer Enkel.
Adolf. Ich liebe es, als wenn es mein legitimer Enkel,
als wenn es in der Ehe geboren wäre, von einer Frau, die
wir selbst unserem Hugo zugeführt hätten.
Emma. Es it garnicht ausgemacht, daß die besser ge¬
wesen wäre.
Adolf. Du bist eben immer originell, liebe Emma.
Aber wir haben nun einmal in der Welt nicht mit lauter
Leuten zu thun wie Du oder ich. D’rum sagt' ich früher:
Der Kampf beginnt. Gott sei Dank, ich bin der Mann, ihn
durchzuführen, ich habe schon manchmal Gelegenheit gehabt
zu zeigen — na
Betty. Was meinst Du denn eigentlich? Warum sprichst
Du von einem Kampf?
Adolf. Sag', meine liebe Betty, ist Dir nicht aufge-
fallen, daß einige unsrer intimsten Freunde seit dem Begräbnis
sich nicht bei uns haben blicken lassen?
Betty. Es sind ja erst acht Tage her.
— 53 —
Adolf. Immerhin... Unter anderen Umständen wären
sie wohl gekommen.
Betty. Von Bibers und Grünbergs ist es allerdings
sonderbar.
Adolf. Weder Biber, noch seine Frau, hoch seine Töchter
haben sich blicken lassen.
Betty. Nun ja, wir werden schlimmsten Falls auf
diesen Verkehr verzichten können. Wir haben eben eine Pflicht
zu erfüllen.
Adolf. Das ist's — ja! Du bist mein braves Weib,
Betty. Eine Pflicht haben wir zu erfüllen, das ist das
erlösende Wort. Aber Wenige verstehen das! Wenige! Sogar
solche, von denen man denken sollte.
Emma. So erzähl' doch endlich, was Du zu er¬
zählen hast!
Adolf. Ich habe heute früh Doctor Mettner begegnet
wie ich meinen Morgenspaziergang über den Ring machte.
Du wirst zugeben, ein Mann ohne engherzige Vorurtheile, ei
Vorkämpfer für alle freisinnigen Ideen wie ich selbst
ich kann sagen.
Schulter an Schulter haben wir seinerzeit
(Emma steht nervös auf.
Betty. Nun, was hat's mit ihm gegeben?
Adolf. Lieber Professor, sagte Mettner, Sie geben der
Gesellschaft einen Faustschlag ins Gesicht — ich gebrauche
seinen Ausdruck „Faustschlag“
Betty. Was hast Du ihm erwidert?
Adolf. Ich? — Lieber Doctor, habe ich erwidert, ich
kann mir das erlauben. Ich meine nämlich, wenn man so
dasteht wie ich, wenn man
12. Auftritt.
Adolf. Betty. Emma. Ferdinand (tritt ein)
Ferdinand. Guten Abend!
Adolf. Guten Abend, Doctor!
Ferdinand (im Zimmer umherblickend). Also immer hier
Adolf. Ja. Hier sind wir ihm am nächsten.
Ferdinand. Fräulein Franzi ist wohl in ihrem Zimmer?
Betty. Franzi ist nicht zu Hause, Doctor; sie wird aber
bald kommen. Sie ist mit Toni fortgegangen
Als Manuscript gedruckt.
Emma. Was soll man zu einem Menschen sagen, der
sich nicht scheut, in diesem Zimmer
Adolf. Sans consequence bei uns, liebe Emma — das
weiß ich längst — die Söhne haben in solchen Fällen ge¬
wöhnlich mehr Glück als die Väter.
11. Auftritt.
Adolf. Emma. Betty (kommt zurück).
Betty. Es hat sich beruhigt. Ich hab' es ein bischen
aufs Bettchen hingelegt — weil es ganz müde ist, als hätt
es weiß Gott was für Aufregungen durchgemacht.
Adolf. So. Wir müssen doch dieser Tage einmal ernst¬
lich mit Schmidt über den Buben reden. In meinem Leben
ist mir kein so nervöses Kind vorgekommen.
Betty. Heute scheint es mir noch abgespannter als sonst.
Adolf. Das betrübt mich. Wie immer man die Sache
nehmen mag: Dieses Kind ist von unserem Blute, und was
mich anbelangt, lieb' ich es so sehr, als..
Emma. Als wenn es Dein Enkel wäre... was?
Adolf. Thue ich auch.
Emma. Es ist doch Euer Enkel.
Adolf. Ich liebe es, als wenn es mein legitimer Enkel,
als wenn es in der Ehe geboren wäre, von einer Frau, die
wir selbst unserem Hugo zugeführt hätten.
Emma. Es it garnicht ausgemacht, daß die besser ge¬
wesen wäre.
Adolf. Du bist eben immer originell, liebe Emma.
Aber wir haben nun einmal in der Welt nicht mit lauter
Leuten zu thun wie Du oder ich. D’rum sagt' ich früher:
Der Kampf beginnt. Gott sei Dank, ich bin der Mann, ihn
durchzuführen, ich habe schon manchmal Gelegenheit gehabt
zu zeigen — na
Betty. Was meinst Du denn eigentlich? Warum sprichst
Du von einem Kampf?
Adolf. Sag', meine liebe Betty, ist Dir nicht aufge-
fallen, daß einige unsrer intimsten Freunde seit dem Begräbnis
sich nicht bei uns haben blicken lassen?
Betty. Es sind ja erst acht Tage her.
— 53 —
Adolf. Immerhin... Unter anderen Umständen wären
sie wohl gekommen.
Betty. Von Bibers und Grünbergs ist es allerdings
sonderbar.
Adolf. Weder Biber, noch seine Frau, hoch seine Töchter
haben sich blicken lassen.
Betty. Nun ja, wir werden schlimmsten Falls auf
diesen Verkehr verzichten können. Wir haben eben eine Pflicht
zu erfüllen.
Adolf. Das ist's — ja! Du bist mein braves Weib,
Betty. Eine Pflicht haben wir zu erfüllen, das ist das
erlösende Wort. Aber Wenige verstehen das! Wenige! Sogar
solche, von denen man denken sollte.
Emma. So erzähl' doch endlich, was Du zu er¬
zählen hast!
Adolf. Ich habe heute früh Doctor Mettner begegnet
wie ich meinen Morgenspaziergang über den Ring machte.
Du wirst zugeben, ein Mann ohne engherzige Vorurtheile, ei
Vorkämpfer für alle freisinnigen Ideen wie ich selbst
ich kann sagen.
Schulter an Schulter haben wir seinerzeit
(Emma steht nervös auf.
Betty. Nun, was hat's mit ihm gegeben?
Adolf. Lieber Professor, sagte Mettner, Sie geben der
Gesellschaft einen Faustschlag ins Gesicht — ich gebrauche
seinen Ausdruck „Faustschlag“
Betty. Was hast Du ihm erwidert?
Adolf. Ich? — Lieber Doctor, habe ich erwidert, ich
kann mir das erlauben. Ich meine nämlich, wenn man so
dasteht wie ich, wenn man
12. Auftritt.
Adolf. Betty. Emma. Ferdinand (tritt ein)
Ferdinand. Guten Abend!
Adolf. Guten Abend, Doctor!
Ferdinand (im Zimmer umherblickend). Also immer hier
Adolf. Ja. Hier sind wir ihm am nächsten.
Ferdinand. Fräulein Franzi ist wohl in ihrem Zimmer?
Betty. Franzi ist nicht zu Hause, Doctor; sie wird aber
bald kommen. Sie ist mit Toni fortgegangen
Als Manuscript gedruckt.