A94: Der junge Medardus, Konvolut Zeitungsausschnitte mit historischem Material, Seite 18

gekommen:
3
Die wiederholtigen
Timmer
F.
A.W.F.
Mikkelinen
Neugebäud.
(v.t.)
Maßstaßen
Kaiser-Ebersdorf
G.Freytag & Berndt,Wien.
Gewinnssekowre
durch allerlei Zufälligkeiten und Umstände schwer bekin=1 täwliche Kritik, die dies abzustreiten sucht, ins Unrecht
setzt. Was diesem Siege zur vollen Reise, zur machtver¬
konnte Napoleon nicht senden, da abermals ein vom
Hauptmann Magdeburg veranlaßter Brückenbruch etwa derten Operation nicht mit einer vernichtenden Niederlage
ändernden und staatenzerstörenden Schicksalsfügung fehlte
gestraft. Der Kaiser, dem das verfehlte Unternehmen bei¬
15.000 Mann, die unter Davoust noch bei Kaiser-Ebers¬
läufig 20.000 Mann, darunter über 1000 Offiziere kostete, wurde mehr nachlich dadurch wettgemacht, daß nicht
dorf standen, vom Schlachtfeld abschnitt. Wohl hätte der
ein beliebiget Heerführer, selbst nicht ein etwas über dem
Kaiser noch seine Garden in die Wagschale werfen können, I kam mit einem blauen Auge davon, der Erfolg des
Generalissimus, mit rund 23.000 Mann, hiebei 807 Offi¬ Durchschnitt st=hender Feldherr, sondern das gewaltigste
ziere, erkauft, entbehrte des vollbefriedigenden Abschlusses. Schlachtengenie aller Zeiten, der Kriegsgott selbst, wie er
doch verbot ihm die ungünstige und gefährliche Lage,
oft genannt wurde, in diesem großen, Ringen den
diese letzte Reserve auszuspielen, deren er bei einem Mi߬
Und dennoch war Aspern ein herrlicher, die Bedeutung
erfolg dringend zur Deckung des schwierigen Rückzuges
kürzeren zog
bedurfte. Er beorderte das Korps Lannes in die vorige anderer Waffenerfolge weit übertreffender Sieg! Mit dem
Wenn auch die unmittelbare Ausnützung des Sieges
veralteten Rüstzeug der Liecartaktik hatten der Generalissimu
und sein Heer dem größten Schlachtenmeister und seinen unterblieb, so wurde die Schlacht keineswegs zwecklos
Stellung zurück
Der Generalissimus drängte nach, eiferte die Kom¬
auf der Höhe taktischer Vollendung stehenden Streitern die | oder umsonst geschlagen. Sie erlangte vielmehr eine un¬
mandanten beider Flügel zum Sturm auf die beiden
geheure Bedeutung sowohl für die Monarchie als auch
Spitze geboten, einer Armee erfolgreich getrotzt, welche die
für ganz Europa durch die Folgen, die sich an die
Dörfer an und brachte Napoleon derart in Bedrängnis
daß dieser bereits den Rückzug in den letzten Abschnitt leichflüssige, bewegliche,bringing und das Gelände aus
nützende Gefechtsführung der Revolutionsheere mit einer Tatsache knüpften, daß nicht der Erzherzog Karl, sondern
vor dem Stadtler Arm, an den Rand der Mühlau,
auf zahllosen Stätten des Sieges erworbenen Uebung und
Eine Niederlage des Generalissimus bei Aspern hätte
erwog.
In dieser Krise brachte ein Gegenstoß der jungen
Routine verband.
weisellos die bereits feststehenden Pläne Napoleons, auch
Zum erstenmal hatte der große Korse nach zauber¬
Garde, die das vierte Korps aus Eßling herauswarf un
haften Siegen den Rückzugsbefehl erteilen müssen, der eine gänzliche Zertrümmerung des Donaureiches, dieses
diese zermürbten Truppen, die ein Drittel ihres Streiter
Glaube an seine Unüberwindlichkeit war gebrochen. Wie hartnäckigsten und störendsten Feindes des Imperators,
standes eingebüßt hatten, weit zurückscheuchte, einen Um
nach sich gezogen. Den Rheinbundfürsten und dem König¬
viel todesmutige Hingebung und Begeisterung gehörte
schwung. Der Generalissimus, stets in der Sorge, das
reich Italien einen Teil der Beute zuweisend, den
dazu, um all die Mängel wettzumachen, die ein über¬
die ihm gegen 10 Uhr-vormittags gemeldete Brückenzer
lebtes Kriegswesen dem Heere des Generalissimus ohne anderen in kleine Staaten unter französischer Ober¬
störung wieder behoben sei, glaubte nicht anders, al-
hoheit zerlegend, wäre nicht nur Napoleons
Verschulden aufbürdete! Diese reiche Entfaltung solch wert-
daß frisch eingelangte Verstärkungen die Niederlage seines
Macht bedeutend gewachsen, sondern auch die Reihe seiner
voller moralischer Faktoren erscheint um so erstaunlicher
linken ###ügels herbe###führt hätten. Wenn die Franzosen
Feinde um ein wichtiges Glied geschwächt worden, so
als die niederdrückenden Ereignisse eines verlorenen Feld=
ihren Siegeslauf fortsetzten und in die Flanke des von
daß er seine Herrschaft über Europa wohl unerschütterlich
zuges unmittelbar vorangingen, eine Leistung, die in der
langem Kampfe erschöpften Zentrums einschwenkten, stand
begründet hätte.
eine Katastrophe, die den Untergang der Monarchie be¬
Kriegsgeschichte aller Völker kaum ihresgleichen findet
Aspern rettete den Bestand der Monarchie, deren
Erhebt dies Aspern zu einem besonderen Ruhmes¬
deutete, bevor. So erhielt denn die Mitte den Befehl zum
blatt des alten kaiserlichen Heeres, so darf überdies nicht militärische Kraft der französische Kaiser erst hier kennen
und richtig schätzen lernte. Hinsort war von ihrer Zer¬
Rückzuge
Wohl wurde der Erzherzog bald gewahr, daß die
verkannt werden, daß Napoleon, so sehr er auch die Welt
trümmerung nicht mehr die Rede, und als der nächste
Franzosen bei Eßling untätig blieben, worauf er, den
glauben machen wollte, er habe in der von ihm nach
Waffengang bei Wagram wohl einen Sieg, aber gegen¬
Vorstellungen Liechtensteins nachgebend, die Truppen
wieder umkehren ließ. Doch kam es nicht mehr zum Eßling benannten Schlacht eigentlich einen Sieg erfochten,
über der schwächeren, jedoch vom Erfolg bei Äspern
sich dem nachhaltigen Eindruck eines schweren Miß
mächtig gehobenen Armee des Generalissimus keineswegs
Angriff seitens der übermüdeten, von Hunger und Durst
erfolges nicht zu entziehen vermochte. Dies zeigen am
im gewohnten großen Stile brachte, beeilte sich Napoleon,
gequälten, in einem Zustand begreiflicher Nerven¬
besten die umständlichen und gegen alle möglichen
Zwischenfalle wappnenden Vorbereitungen für die zu einem Uebereinkommen zu gelangen, das dem Kriege
abspannung besindlichen Truppen. Eine Kanonade bis
ein Ende machte. Aber nicht nur wegen des vereitelten
zum Einbruch der Dunkelheit beendete die Schlacht, nur in
Revancheschlacht, die sorgsame Heranziehung aller nur
ungemessenen Machtzuwachses Napoleons und der dadurch
Aspern wurde ernstlich weiter gekämpft. In der Nacht ver¬
irgend entbehrlichen Streitkräfte und endlich die Tatsache
daß der neuerliche Donauübergang, für den der Imperator | bedingten Schwächung seiner Gegner wurde Aspern für
mochte Napoleon sein gleichfalls schwer erschüttertes Heeft
in seinem heißen Bestreben, die Scharte baldmöglichst die spätere Befreiung Europas von ausschlaggebender Be¬
unbehelligt in die Lobau zurückzuführen. Die klägliche
deutung. Mit Segenswünschen und froher Hoffnungen
Situation dieser durch drei Tage vom linken User abge
auszuwetzen, zuerst Ende Mai und dann den Tag von
Marengo, 14. Juni, ansetzte, sich um sechs Wochen, bis voll, hatten die Patrioten aller Länder den Fortgang des
schnittenen, an Verpflegung und Munition Mange
zum 4. Juli, hinausschob, weit Napoleon nicht eher los¬ vom Kaiser Franz unternommenen Befreiungswerkes ver¬
leidenden Truppen wurde nicht einmal auszunützen ver¬
folgt; so verbreitete der schlimme Ausgang der ersten
zuschlagen wagte, als bis er mit Sicherheit alle Trümpfe
Phase des Krieges allseits die tiefste Entmutigung, und
sucht.
So erscheint Aspern, lediglich vom taktischen Stand¬
Diese tiefachende Wirkung führt eine überzeugende der Glaube, daß jemals eine Wendung eintreten könne,
in der Hand hatte.
punkte betrachtet, als ein sozusagen passiver Erfolg
verlor gänzlich an Boden. In dumpfer Ergebenheit be¬
Napoleons Absicht eines Ueberganges in das Marchfeld
wurde vereitelt, aber das Wagnis einer an sich schwie¬ Sprache, daß Aspern ein Sieg des Erzherzogs Karl und
rigen, auf lästigen Voraussehungen aufgebaaten und seines Leeres auch im landblücklichen Sinne der und sich gann sich alles in ein scheinter unvermeidliches Hausen