Die Schwestern
Arthur Schnitzler
Andrea: Doch nicht dein Bild, Anina...
Anina: Du denkst, daß seine Täuschung dauern wird?
So bleibt Geheimnis zwischen dir und mir,
Andrea: Sie könnte wohl. Sie wird. — Er geht nach Holland..
Was heute nacht geschah; und schwören wir
Von dieser Stund' ab Schweigen und Vergessen
Nach fernerm Land vielleicht.
Anina (blikt auf den Sekretär, mit bitterem Spott): Du hast das Deine
Einander zu — so ist es nie geschehn.
Anina: Genest, weil Eitelkeit des Stachels ledig,
Dazu getan.
Ein Herz so rasch, das todverwundet schien?
Andrea: Nicht viel. Erspieltes Gold!
Nun erst verlor ich dich! — Fahr hin!
Hätt' ich's verweigern sollen —? Nicht viel eher,
(Sie nimmt ihren Mantel um, will geben.)
Daß mir so leicht gemacht war zu gewähren,
Anina!
Andrea:
Als Fügung nehmen
Dies deine Antwort? Meiner Liebe die!?
Fügung? —
Anina:
Anina: Ich habe keine andre. Laß mich fort.
Fühlst denn nicht
Andrea (dringender):
Andrea: Wo willst du hin?
Auch du, daß diese wunderbare Wendung,
Dorthin, wo du nicht bist.
Anina:
Schicksal-gesandt, ein Zeichen uns bedeutet,
Andrea: Doch er!
Das zu mißkennen — zu verwerfen gar
Was geht's dich an? Laß mich vorbei!
Anina:
Verblendung, Trotz — beinahe Läst'rung wäre?
Andrea: So weiß ich, daß du logst.
Anina: Du schwärmst. Was wandte sich —? Ist, was geschehn,
Niemals.
Anina:
Du liebst ihn.
Mit einmal nicht geschehn? Und was erlebt ward,
Andrea:
Anina: Jetzt lieb' ich ihn... und nun erst wird es Glück.
Nun plötzlich nicht erlebt? Ist meine Schuld
Geringre? Oder keine gar? Dein Schmerz
Andrea: Wär's nicht enteilt!
Ich hol' es mir zurück.
Gemildert — oder aufgelöst in nichts?
Anina:
Andrea: Wenn ich nicht schneller wäre, dem Entflohnen
Die Stunde, da dem andern ich gehörte,
Aus ihrer Schwester Reihen ausgelöscht?
Als Bote deiner Liebe, doch zugleich
Und schlepp' ich ihren trüben Dunst nicht mehr,
Ein Künder ernstrer Botschaft zu erscheinen.
Anina: Empfing er sie, wo wäre dein Gewinn?
Wie übler Herberg' Rauch, drin ich genächtigt,
In meinen Haaren unverwelklich mit —?
Wenn du ihn auch erschlügst, vor aller Welt
Bekennt' ich mich als seiner Lust Gefährtin:
Andrea: Währt auch die Qual und bleibt die Schuld bestehn,
And schlüg' er dich — die blut'ge Hand, Andrea,
Noch einmal, dünkt mich, gibt das Schicksal uns
Die mich von dir erlöste, wollt' ich küssen!
Frei zu erwägen, ob wir beide nicht —
Andrea: Renn’ in dein Anheil denn, der Weg ist frei!
Du schlimmes Wort — ich schlimmres Tun verzeihn
(Er öffnet selbst die Tür rechts, in diesem Augenblick tritt Flaminia ein.)
Anina: Verzeihn —!
Andrea — Anina — Flaminia.
Andrea: Verstehn denn und vergessen wollen.
Flaminia: Ei, schönen Dank! Das ist mir ein Empfang!
Anina: Vergessen —? Wie? Ist ungesprochen jetzt
Grad wie bei Hof, wenn's auch nicht so gemeint war.
Der Worte Schmähschwall, der mich übergoß?
Zum Ausgehn schon bereit —? Das trifft sich gut.
Sind sie nun ungedacht, die Haßgedanken,
Die andern lassen allzu lange warten.
Drin wie in dumpf geballter Nebel Treiben
Drum wollt' ich fragen, ob wir nicht indes
Mein Wesen deinem Blicke sich verlor?
Selbdritt uns an die Tafel setzen wollen —?
wie du mein's
Andrea: Doch wenn ich's wiederfände
Anina: Verzeihn Sie —! (Will an ihr vorbet.)
Anina: Wie kann ich's jemals und wie könntest du's?
Flaminia (harmlos): Was —?
Nimmt er nicht die Erinn’rung jener Stunde,
Sie sehn —
Anina:
Im Reisemantel?
Den Duft von meinem Leib, von meinen Küssen
Flaminia:
Jetzt merk' ich's erst! Sie wollten —? Ohne ihn? —
Den Nachgeschmack, der Seufzer Monnehauch
Für ewig mit —?
Arthur Schnitzler
Andrea: Doch nicht dein Bild, Anina...
Anina: Du denkst, daß seine Täuschung dauern wird?
So bleibt Geheimnis zwischen dir und mir,
Andrea: Sie könnte wohl. Sie wird. — Er geht nach Holland..
Was heute nacht geschah; und schwören wir
Von dieser Stund' ab Schweigen und Vergessen
Nach fernerm Land vielleicht.
Anina (blikt auf den Sekretär, mit bitterem Spott): Du hast das Deine
Einander zu — so ist es nie geschehn.
Anina: Genest, weil Eitelkeit des Stachels ledig,
Dazu getan.
Ein Herz so rasch, das todverwundet schien?
Andrea: Nicht viel. Erspieltes Gold!
Nun erst verlor ich dich! — Fahr hin!
Hätt' ich's verweigern sollen —? Nicht viel eher,
(Sie nimmt ihren Mantel um, will geben.)
Daß mir so leicht gemacht war zu gewähren,
Anina!
Andrea:
Als Fügung nehmen
Dies deine Antwort? Meiner Liebe die!?
Fügung? —
Anina:
Anina: Ich habe keine andre. Laß mich fort.
Fühlst denn nicht
Andrea (dringender):
Andrea: Wo willst du hin?
Auch du, daß diese wunderbare Wendung,
Dorthin, wo du nicht bist.
Anina:
Schicksal-gesandt, ein Zeichen uns bedeutet,
Andrea: Doch er!
Das zu mißkennen — zu verwerfen gar
Was geht's dich an? Laß mich vorbei!
Anina:
Verblendung, Trotz — beinahe Läst'rung wäre?
Andrea: So weiß ich, daß du logst.
Anina: Du schwärmst. Was wandte sich —? Ist, was geschehn,
Niemals.
Anina:
Du liebst ihn.
Mit einmal nicht geschehn? Und was erlebt ward,
Andrea:
Anina: Jetzt lieb' ich ihn... und nun erst wird es Glück.
Nun plötzlich nicht erlebt? Ist meine Schuld
Geringre? Oder keine gar? Dein Schmerz
Andrea: Wär's nicht enteilt!
Ich hol' es mir zurück.
Gemildert — oder aufgelöst in nichts?
Anina:
Andrea: Wenn ich nicht schneller wäre, dem Entflohnen
Die Stunde, da dem andern ich gehörte,
Aus ihrer Schwester Reihen ausgelöscht?
Als Bote deiner Liebe, doch zugleich
Und schlepp' ich ihren trüben Dunst nicht mehr,
Ein Künder ernstrer Botschaft zu erscheinen.
Anina: Empfing er sie, wo wäre dein Gewinn?
Wie übler Herberg' Rauch, drin ich genächtigt,
In meinen Haaren unverwelklich mit —?
Wenn du ihn auch erschlügst, vor aller Welt
Bekennt' ich mich als seiner Lust Gefährtin:
Andrea: Währt auch die Qual und bleibt die Schuld bestehn,
And schlüg' er dich — die blut'ge Hand, Andrea,
Noch einmal, dünkt mich, gibt das Schicksal uns
Die mich von dir erlöste, wollt' ich küssen!
Frei zu erwägen, ob wir beide nicht —
Andrea: Renn’ in dein Anheil denn, der Weg ist frei!
Du schlimmes Wort — ich schlimmres Tun verzeihn
(Er öffnet selbst die Tür rechts, in diesem Augenblick tritt Flaminia ein.)
Anina: Verzeihn —!
Andrea — Anina — Flaminia.
Andrea: Verstehn denn und vergessen wollen.
Flaminia: Ei, schönen Dank! Das ist mir ein Empfang!
Anina: Vergessen —? Wie? Ist ungesprochen jetzt
Grad wie bei Hof, wenn's auch nicht so gemeint war.
Der Worte Schmähschwall, der mich übergoß?
Zum Ausgehn schon bereit —? Das trifft sich gut.
Sind sie nun ungedacht, die Haßgedanken,
Die andern lassen allzu lange warten.
Drin wie in dumpf geballter Nebel Treiben
Drum wollt' ich fragen, ob wir nicht indes
Mein Wesen deinem Blicke sich verlor?
Selbdritt uns an die Tafel setzen wollen —?
wie du mein's
Andrea: Doch wenn ich's wiederfände
Anina: Verzeihn Sie —! (Will an ihr vorbet.)
Anina: Wie kann ich's jemals und wie könntest du's?
Flaminia (harmlos): Was —?
Nimmt er nicht die Erinn’rung jener Stunde,
Sie sehn —
Anina:
Im Reisemantel?
Den Duft von meinem Leib, von meinen Küssen
Flaminia:
Jetzt merk' ich's erst! Sie wollten —? Ohne ihn? —
Den Nachgeschmack, der Seufzer Monnehauch
Für ewig mit —?