1 - 11.
17.
(Krieg)
(Februar 1915)
nicht sehr
zuhalten,
G.H.P.
Wodurch werden Kriege möglich?
1. Durch die Schurkerei der Mächtigen, 2. die Dummheit der Diplo-
matie und 3. die Phantasielosigkeit der Völker.
Diese letzte wird unterstützt durch die in Geschichte und Politik
übliche Flucht ins Abstrakte.
Schon die Mehrzahl an sich hat die geheimnisvolle Kraft, das Kon-
krete ins Abstrakte umzusaubern.
Tausend Verwundete stellen sich für die Phantasie keineswegs so
schlimm dar als ein Verwundeter. Sie ödeuten nicht tausendmal eins, auch
nicht eine, auch nicht einen Bruchteil von eins, sondern sogar etwas
nur die
qualitiv anderes.
G.C.F.P.
Es liegt im Interesse des Staates, diesen Denkfehler aufrecht zu
erhalten, vom Einzelnen abzusehen. Er selbst geht ja mit schlechtem Bei,
spiel voran.
Die Unfähigkeit der Menschen, selbst der Phantasievollen, sich
etwas "vorzustellen", ihre Phantasielosigkeit, ist eine ausserordentliche
immer wieder von Neuem überraschende. Zu erklären ist sie nur als eine
im Laufe der Zeiten allmählich entstandene innerliche Abwehr gegenüber
der von den menschlichen Sinnen nicht zu ertragenden Grauenhaftigkeit
der Welt. Könnte man sich den Tod vorstellen, so wäre das Leben gewisser-
massen unmöglich. Und ebenso wenig, wie den Tod stellt sich jemals
der Mensch Ende, Trennung, Leid wirklich vor. Was er gewohnt ist als
"Vorstellung" zu bezeichnen, ist Erinnerung, und zwar nicht einmal Tat-
sachenerinnerung, sondern Wort-oder Bildererinnerung. Dass alles, was
geschieht, schon im nächsten Augenblick Erinnerung ist, macht das Dasein
erst möglich. Manches, was wir Wahnsinn nennen, ist zweifellos nichts an-
deres, als eine durch angeborene oder erworbene Gefühlsintensität hervor
17.
(Krieg)
(Februar 1915)
nicht sehr
zuhalten,
G.H.P.
Wodurch werden Kriege möglich?
1. Durch die Schurkerei der Mächtigen, 2. die Dummheit der Diplo-
matie und 3. die Phantasielosigkeit der Völker.
Diese letzte wird unterstützt durch die in Geschichte und Politik
übliche Flucht ins Abstrakte.
Schon die Mehrzahl an sich hat die geheimnisvolle Kraft, das Kon-
krete ins Abstrakte umzusaubern.
Tausend Verwundete stellen sich für die Phantasie keineswegs so
schlimm dar als ein Verwundeter. Sie ödeuten nicht tausendmal eins, auch
nicht eine, auch nicht einen Bruchteil von eins, sondern sogar etwas
nur die
qualitiv anderes.
G.C.F.P.
Es liegt im Interesse des Staates, diesen Denkfehler aufrecht zu
erhalten, vom Einzelnen abzusehen. Er selbst geht ja mit schlechtem Bei,
spiel voran.
Die Unfähigkeit der Menschen, selbst der Phantasievollen, sich
etwas "vorzustellen", ihre Phantasielosigkeit, ist eine ausserordentliche
immer wieder von Neuem überraschende. Zu erklären ist sie nur als eine
im Laufe der Zeiten allmählich entstandene innerliche Abwehr gegenüber
der von den menschlichen Sinnen nicht zu ertragenden Grauenhaftigkeit
der Welt. Könnte man sich den Tod vorstellen, so wäre das Leben gewisser-
massen unmöglich. Und ebenso wenig, wie den Tod stellt sich jemals
der Mensch Ende, Trennung, Leid wirklich vor. Was er gewohnt ist als
"Vorstellung" zu bezeichnen, ist Erinnerung, und zwar nicht einmal Tat-
sachenerinnerung, sondern Wort-oder Bildererinnerung. Dass alles, was
geschieht, schon im nächsten Augenblick Erinnerung ist, macht das Dasein
erst möglich. Manches, was wir Wahnsinn nennen, ist zweifellos nichts an-
deres, als eine durch angeborene oder erworbene Gefühlsintensität hervor