1
(Krieg)
Sattner
M.S.
(Oktober 1914
Suttner
Gerede in den letzten Jahren ihreslebens war es mir beschieden,mit
der merkwürdigen Frau einige wenige Stunden zu verbringen. Und da habe
ich gefühlt: sie wäre eine wundersam heile Erscheinung gewesen, auch
ohne das Leuchten jener Idee, die ihr eigentliche Grösse gab und die
G.H.F.P
begreifnet
ihrem Namen die Unvergänglichkeit geben wird.
Und wieviel muss ich, müssen viele, die ihre Sehnsucht, wenn auch
nicht ihren Glauben teilte, in diesen ungeheueren Tagen ihrer denken,
die sie nicht mehr erleben sollte, vielleicht nicht sehr erheben woll-
te - wenn wir annehmen dürfen, dass in hohen Seelen auch ein höherer
Wille ahnungsvoll unbewusst waltet. Und doch, sie ist zu früh dahinge-
gangen, wie sie auch viel zu früh, um Jahrhunderte zu Früh kam, wenn wir
nur diejenigen als die rechtzeitig Erscheinenden bezeichnen wollen, die
die Welt zu ihrem Empfang bereit finden. Gerade das aber wird in jenen
späteren Zeiten, die wir alle mit geringerem oder grösserem Vertrauen
ersehnen, ihren Ruhm bdeuten.
Und doch auch sie, wie wir Anderen, hätte zu ihrem eigenen Staunen
vielleicht, angesichts der ungeheueren Ereignisse, die wir miterleben,
noch andere Regungen in ihrer Seele gefunden als Schmerz, Grauen und
Verzweiflung. Denn auch sie hätte irgendwo in der Tiefe ihres Wesens
gefühlt, wie das, was sich jetzt in der Welt begibt, nicht nur furchtbar,
sondern auch so glühend von unerbittlicher Notwendigkeit sich darbietet,
dass wir alle - und wehrte sich unser Verstand tausendmal dagegen - in
all unserer Verzweiflung, in unserem Schmerz und in unseren Grauen
irgend etwas im Herzen spüren, das der Andacht zum mindesten ver-
wandt ist,
Das hat mit östhetischer Betrachtungsweise nichts zu tun, Umso weni-
ger, als es diesmal keine Zuschauer gibt, sondern nur Beteiligte. Und
(Krieg)
Sattner
M.S.
(Oktober 1914
Suttner
Gerede in den letzten Jahren ihreslebens war es mir beschieden,mit
der merkwürdigen Frau einige wenige Stunden zu verbringen. Und da habe
ich gefühlt: sie wäre eine wundersam heile Erscheinung gewesen, auch
ohne das Leuchten jener Idee, die ihr eigentliche Grösse gab und die
G.H.F.P
begreifnet
ihrem Namen die Unvergänglichkeit geben wird.
Und wieviel muss ich, müssen viele, die ihre Sehnsucht, wenn auch
nicht ihren Glauben teilte, in diesen ungeheueren Tagen ihrer denken,
die sie nicht mehr erleben sollte, vielleicht nicht sehr erheben woll-
te - wenn wir annehmen dürfen, dass in hohen Seelen auch ein höherer
Wille ahnungsvoll unbewusst waltet. Und doch, sie ist zu früh dahinge-
gangen, wie sie auch viel zu früh, um Jahrhunderte zu Früh kam, wenn wir
nur diejenigen als die rechtzeitig Erscheinenden bezeichnen wollen, die
die Welt zu ihrem Empfang bereit finden. Gerade das aber wird in jenen
späteren Zeiten, die wir alle mit geringerem oder grösserem Vertrauen
ersehnen, ihren Ruhm bdeuten.
Und doch auch sie, wie wir Anderen, hätte zu ihrem eigenen Staunen
vielleicht, angesichts der ungeheueren Ereignisse, die wir miterleben,
noch andere Regungen in ihrer Seele gefunden als Schmerz, Grauen und
Verzweiflung. Denn auch sie hätte irgendwo in der Tiefe ihres Wesens
gefühlt, wie das, was sich jetzt in der Welt begibt, nicht nur furchtbar,
sondern auch so glühend von unerbittlicher Notwendigkeit sich darbietet,
dass wir alle - und wehrte sich unser Verstand tausendmal dagegen - in
all unserer Verzweiflung, in unserem Schmerz und in unseren Grauen
irgend etwas im Herzen spüren, das der Andacht zum mindesten ver-
wandt ist,
Das hat mit östhetischer Betrachtungsweise nichts zu tun, Umso weni-
ger, als es diesmal keine Zuschauer gibt, sondern nur Beteiligte. Und