A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 59

4-1 3
11
Frau Winkler: Guten Morgen.
Frau Föderl: Ja., es ist eine traurige Geschichte!...
Frau Winkler (nickt): Meiner Poldi gehts gar nah. Sie ist in die
Schul gegangen mit der armen Agathe...und bis in die letzte
Zeit manchmal ins Haus gekommen.
Leopoldine (in Tränen aufs Grab weisend): Also da drinnen, da wer-
den sie beide liegen?
Föderl: Beide?
Frau Föderl (zu ihrem Mann): Na, weisst es denn nicht, ist doch
sogar in der Zeitung gestanden. ich hab Dirs doch vorg'lesen
beim Kaffee.
Frau Winkler: Ja, das ist ihr letzter Wunsch gewesen. Sie haben
Briefe hinterlassen, dass sie im selben Grab zur Ruhe bestattet
zu werden wünschen.
Leopoldine (in Tränen): Also da drinn werden sie liegen, Mutter,
Mutter... (Sie fasst ihre Mutter beim Arm)
I have
Wachshuber (kommt. Junger Mensch mit dordinärer Eleganz gekleidet.
Spricht immer sehr rasch. Fahrige Bewegungen, unstete Augen):
Jawohl, in solchem engen Raume endet Lust und Leid. Habe die
Ehre, meine Herrschaften.
Frau Föderl: Ah, der Herr Wachshuber.
Föderl: Mir scheint, Herr Wachshuber, Sie werden noch bei Ihrer
eigenen Leich als Spassmacher mitgehn.
Wachshuber: Na, hörn's, Herr Föderl! Wenn sich einer gebildet aus-
drückt bei uns, so halt mans für einen Spass. Mir ist wirklich
nicht zum Spassen.
Frau Föderl: Haben Sie's gekannt?
Wachshuber: Na, was denn! Glaubens unser G'schäft geht so, dass ich
54 —