A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 69

Etzelt (wirft eine Scholle hinab).
Medardus (bleibt regungslos).
med
Herzogin (wirft eine Scholle hinab, plötzlich schreit sie auf wie-
Tier und wirft sich weinend aufs Grab).
Frau Grinzinger: Jetzt weint sie.
Andre: Jetzt weint sie.
Dau Föderl: Jetzt ists zu spät.
Andre: Hätt sie sichs früher überlegt.
Frau Grinzinger: Vom Weinen ist noch keiner wieder auf gestanden...
Frau Föderl: Der Himmel wird sie strafen.
Herzogin: ich bin ohne Schuld! Ich bin ohns schuld!
(Murmelm, Bewegung.
Herzog (von Assalagny geführt, tritt zu Frau Klaehr): Es geziemt
sich, Madame, dass ich mich Ihnen vorstelle.
Frau Klaehr: Ich kenne Sie.
(Die Leute sehr erstaunt und neugierig versuchen in die Nähe zu drän-
gen, werden auf der einen Seite von Eschenbacher, auf dei
andern von Assalagny fortgedrängt.)
Herzog: Madame, ich beklage das unglückselige Schicksal Ihrer Toch-
ter, nicht weniger als das meines Sohnes..
Frau Klaehr: Sie beklagen es -?
Medardus (starrt ihn an).
Eschenbacher: Ruhig, Schwester.
Herzog: Ich beklage es, doch ich bereue nichts.
Frau Klaehr: so wünsch ich, dass Gott Ihnen verzeihn möge, ich ver-
mag es nicht.
Herzog: Ich bedarf keiner Verzeihung von den Menschen, - und Gott
zürnt mir nicht. (Er wendet sich ab.)
Die Herzogin (hat sich indes, von Desolteux und Caillard unterstützt,
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