21.
Seine Heldin Beatrice ist ein eigenartig interessen.
ter Frauencharakter - denn sie ist nicht so derge¬
stellt, daß sie in berechtigler Kraft und Grüße
der Leidenschaft, die über Teichen und Schicksale
hinwegschreitet, nur sich selbst als Endzwick
alles daseins anerkennt, wie z. B. Wilde’s
Salome- - sondern als die schlichte Tochter eines
armseligen Wappenschneiders, und es unweht
die Tragik impulsiver Unentschlossenheit diesen
gewesen Frauenhankler
Bei der habe ich dieses Versdrema auf der Bühne
nicht aufgeführt gesehen, und kann mir daher
kein ganz verurtheilfreies Bild von der drame¬
tischen Wirkung machen, weil gerade die lebendliche
und belobende Danstellung bei Versdienen manches
weit erlärlicher erscheinen läßt, als es beim Lesen
sich ausnimmt.
In dem medernen und ebendfüllenden Schauspiel
" des Märchen" zeigt uns Schnitzler, daß der gu¬
te Wille eines Menschen oder einer ganzen Men¬
schenklasse, sich über alte Vorurteile hinwegzu¬
setzen, meist in der Theorin, in schönen Worten
stecken bleibt, und davor zurückschreckt durch
die Tat dafür einzustehen. Über die tief in der
menschlichen Natur nistende Angst und Scheu¬
vor dem Urteil der Menge ist eben auch nicht so
leicht hinwegzukommen. Die Sansitiven, die
Madernen, die mit ihren Paradoxen die Sünden
einer ganz jedankenlosen Gesellschaftsordnung
Seine Heldin Beatrice ist ein eigenartig interessen.
ter Frauencharakter - denn sie ist nicht so derge¬
stellt, daß sie in berechtigler Kraft und Grüße
der Leidenschaft, die über Teichen und Schicksale
hinwegschreitet, nur sich selbst als Endzwick
alles daseins anerkennt, wie z. B. Wilde’s
Salome- - sondern als die schlichte Tochter eines
armseligen Wappenschneiders, und es unweht
die Tragik impulsiver Unentschlossenheit diesen
gewesen Frauenhankler
Bei der habe ich dieses Versdrema auf der Bühne
nicht aufgeführt gesehen, und kann mir daher
kein ganz verurtheilfreies Bild von der drame¬
tischen Wirkung machen, weil gerade die lebendliche
und belobende Danstellung bei Versdienen manches
weit erlärlicher erscheinen läßt, als es beim Lesen
sich ausnimmt.
In dem medernen und ebendfüllenden Schauspiel
" des Märchen" zeigt uns Schnitzler, daß der gu¬
te Wille eines Menschen oder einer ganzen Men¬
schenklasse, sich über alte Vorurteile hinwegzu¬
setzen, meist in der Theorin, in schönen Worten
stecken bleibt, und davor zurückschreckt durch
die Tat dafür einzustehen. Über die tief in der
menschlichen Natur nistende Angst und Scheu¬
vor dem Urteil der Menge ist eben auch nicht so
leicht hinwegzukommen. Die Sansitiven, die
Madernen, die mit ihren Paradoxen die Sünden
einer ganz jedankenlosen Gesellschaftsordnung