12/8 Donnerstag Mg. R. ―
Am Tag drauf, Freitag war Gust. P., Dora, R., M. und ich Nachmittag oben. Es gab ein langes und breites Gespräch über die Liebe, dem sie nur theilweise anwohnte.―
… Mit einem Buch kam sie gleich anfangs auf mich zu, das wir bereits oft miteinander besprochen, ― es enthielt eine Heysesche Novelle, in der wir außerordentliche Aehnlichkeit mit unserm Verhältnisse entdeckten. Abend schenkte sie mir das Buch. Sie hatte Stellen darin unterstrichen. Unter andern ―
„O Schwesterherz, was ich ihm für weise Dinge gesagt habe, an die ich selbst nicht glaubte, was für rechtschaffene Gemeinplätze, während das arme gequälte Herz in mir stöhnte und schrie und alle diese tapfern Sprüche Lügen strafte!“ ―
„ ― ― Er war so liebenswürdig; warum darf ich ihn nicht lieben? So unglücklich ― warum darf ich ihn nicht glücklich machen.“
„Ich habe dann meine heiss geweinten Augen an den Blumen gekühlt. Die sind nun alles, was ich von ihm bewahren darf ―?“…
― Nach dem Souper gabs ein reizendes Plaudern ich mit den drei Damen im Billard- dann im Clavierzimmer … M. sang wieder. … Ich sass ihr gegenüber.―
Am Samstag gabs Vorm. humorist. Streit mit D. Nachm. während des Promenadenconcerts sass O. lang neben mir ― Es kam dann Abend der Ball ― Ich tanzte eine Quadrille mit ihr ― Sie sagte, jetzt beginne sie die Eifersucht kennen zu lernen; sie könne es nicht ausdenken, dass ich heirate ― wie gestern vom Mädchen, dem ich den Hof gemacht die Rede gewesen „haben Sie denn nicht bemerkt, wie ich mir da in die Lippen beißen mußt, daß sie bluteten“ ―
Lieber A. ― ― Süße O.― alles andre verschwand mir ― Ich trank sehr viel an dem Abend, wachte Tags drauf verstimmt auf. Als sie zum Frühstück mir wie jedem ihren kurzen Besuch machte ― es waren viel Gäste aus Wien da, ― merkte sie mein übles Gesicht, schien sehr betreten und verschwand bald. D., die drauf mit ihr gesprochen, brachte mir ihre Klagen, ihre Verstimmung. Nachmittag stellte sie mich selbst zur Rede… „Wie ich Sie so verstimmt gesehn … mirs nicht erklären konnte ― es war der unglücklichste Tag meines Lebens.“
― Nachmittag sass ich zuschauend bei einer Kartenpartie; als D. und sie beim Fenster stand und mich hinausholten. Nach dem Souper saßen wir lang beisammen. In jedes ihrer Worte wußte sie etwas von ihren Gefühlen für mich hineinzulegen ― sie war unermeßlich lieb ―
Am Morgen drauf mußt ich weg ― Ists denn möglich, daß Sie fortgehn, fragte sie ― ich kanns nicht glauben ― es ist schrecklich ―!
― Zwei Tage blieb ich fort, einen Abend verbracht ich in B., wo es wieder mit Gis. und nebstbei ein bischen mit Emma was gab ― einen zweiten Abd. in Vöslau; gestern Nachm. fuhr ich wieder heraus ― lang plauderten wir Abds. auf der Terrasse ― D. gab sich ganz als eingeweihte, und es war drollig, wie ich nun ihr (D.), wenn wir bei dem wüthenden W. vorbeikamen, die Cour zu machen schien ― ―
Heute früh sagte mir O. ― (es ist ein regnerischer Tag) mir ist heut so wie an jenem Tag, wo Sie aus M. abreisten… Ich erzählte ihr von einem Traum, in dem mir war, als liebte sie nicht mehr ― „Wie können Sie das nur träumen!“ sagte sie fast traurig.―