II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 216


Polterabende in der Nacht allein auf der Stra¬
„Vielliebchen“ von Ludwig Engländer,
se steht, wird noch einmal von der „Stim= außer Abonnement, statt. — Als erste Nach¬
mung" erfaßt, von seinem tollen, süßen Jung¬
Telephon 12.50
mittagsvorstellung in dieser Saison geht
gesellenleben Abschied zu nehmen. Er genießt
Sonntag nachmittags 4 Uhr die mit großem
die letzte Nacht, da er nachhause kommen kann, Beifalle aufgenommene Planquett'sche Ope¬
OBSER
ohne gefragt zu werden: „Wo warst Du?
rette „Die Glocken von Corneville
Die letzte Nacht der Freiheit und des Aben¬
terr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
in Szere. Eine große Anzahl in Aussig an¬
Ausschnitte und Bibliographie.
teuerns. Die Situationen, die sich ergeben, wesender ehemaliger Absolventen der hiesigen
Wien, I., Concordiaplatz 4.
als Max am Morgen seinen Freund zur Hoch¬
Handelsakademie, welche vor Jahren diese An¬
zeit abholt, sind von äußerst tragikomischer
Vertretungen
stalt besuchten, werden der Vorstellung bei¬
lin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Wirkung. — Die Aufführung des Stückes war wohnen. — Abends 8 Uhr gelangt die Ope¬
Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolie,
verhältnismäßig gut. Die Erfahrungen, die
retten=Neuheit „Vielliebchen“ zur Wie¬
York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Patore
wir beim ersten Lustspie bende gemacht ha
burg, Toronto.
derholung. — Montag, den 9. ds., gelangt als
de
ben, trafen auch diesma zu: Die Damen
8. Abonnements=Vorstellung (A rot) Beetho¬

Tagblatt, kuoli t.
rollen wurden gut gegeben, wogegen die männ¬
chnitt aus:
vens herrliche Oper „Fidelio" zur Auf¬
lichen Darsteller auch diesmal einiges zu wün¬
7 u. 1911
führung, deren erste Darstellung einen bedeu¬
schen übrig ließen. Frau Else Ferdinand¬
tenden Erfolg erzielte.
Bielitz (Gabriele) stellte die kokette verhei¬
Ein Teil des geehrten Publikums läßt sich
ratete Frau, „die wohl lieben kann, aber nicht auch in dieser Spielzeit durch falsche Gerüchte,
den Mut dazu hat", in ausdrucksvoller, vor
Theater und Kunst.
daß das Theater ausverkauft sei, vom Besuche
nehmer Weise dar. Frl. Lili v. Asten (An
desselben abhalten. Es sind meist noch eine
Aussiger Stadttheater. „Anatol¬
nie) erfreute auch diesmal durch ihr natürli¬ Anzahl guter Plätze zu haben und wird das
ein Spiel in 5 Szenen von Arthur Schnitzler, ches und flottes Spiel als Tamevom Ballet
p. t. Publikum höflichst ersucht, sich jeweilig
kannte Schnitzerischen da¬
Auch die anderen Damen, Gwenny Karen
immer an der Kasse (Telefon 50) diesbezüg¬
gestern als Premiere im Stadttheater zur
(Bianca), Lili Deeren (Ilona) und Lia lich zu erkundiges
Aufführung gelangte, hat auch hier seine Landt (Cora) boten in ihren Liebesszenen
Repertor des Aussiger Stadttheaters.
Wirkung nicht verfehlt. Einige lose an ein¬
mit Anato zufriedenstellende Leistungen. Die
Samstag, 7. Oktober: „Viellieb¬
ander gereihte Liebesszenen sind es, die der Hauptrolle Anatol wurde von Herrn Dr.schen.
Dichter an uns vorbeiziehen läßt, so natürlich
Franz Ferdinand gegeben. Dieser war
Sonntag, 8. Oktober nachmittags 4 Uhr:
und im leichten Plaudertone wiedergegeben,
seiner Rolle nicht vollständig gewachsen. E
„Die Glocken von Corneville"
daß man den Eindruck gewinnt, als ob der verstand es nicht, jene Ueberlegenheit zun
abends: „Vielliebchen“.
Dichter selbsterlebtes schildern würde. In der
Ausdrucke zu bringen, die Anatol als Künstler
Montag, 9. Oktober: „Fidelio".
zwischen den Liebesszenen eingestreuten geist¬
von der übrigen Umgebung abhebt und ihn
Dienstag, 10. Oktober: „Die Jung¬
reichen Dialogen zwischen Anatol und Ma¬
als Herrn der Situation, als König seiner
frau von Orleans."
sucht der Dichter das geheimnis der Liebe zu Stimmungs=Zaubermärchen erscheinen läßt.
Mittwoch, 11. Oktober: „Die Huge¬
ergründen. Für ihn löst sich das Rätsel der
Uebrigens ließ auch sein Spiel den für diese notten.
Frau — in der Stimmung. Stimmung
Rolle notwendigen Wiener Chic vermissen.
Anfang ½8 Uhr abends.
braucht der Dichter, um Liebe zu empfinden. Im übrigen gab sich jedoch Herr Dr. Ferdi¬
Donnerstag, 12. Oktober: „Die Liebe
Das Halbdunkel — die grünrote Ampel
nand mit der für ihn als Norddeutschen schwie-wacht.
dazu leises Klavierspiel, solche Stimmungs¬
rigen Rolle die denkbar beste Mühe und er¬
Freitag, 13. Oktober: Viellieb¬
momente zaubern dem Dichter die Illusion zielte auch stellenweise schöne Wirkungen. Herrschen.
der Liebe vor, an der er sich berauscht und
Dr. Adolf Schippel bot in der Rolle als
Samstag, 14. Oktober: „Meyers.
freut — solange die Stimmung dauert. Im Max auch diesmal eine ziemlich gute Leist¬
Sonntag, 15. Oktober nachm. „Viel¬
Augenblicke scheint ihm die Liebe ewig; aber ung. Störend wirkte es, daß dieser wie auch
liebchen“;
abends
„Der Rastel¬
sobald die Stimmung verflogen ist, schwindet Herr Dr. Ferdinand ihre Rollen nicht voll-binder.
— Der zweite Künstlerabend des Ver¬
eines für Kunstpflege, der am Sonntag, den
15. Oktober, im Saale der Ressource stattfin¬
det, bringt das Leipziger Gewandhausquar¬
tett, bestehend aus den Herren Edgar Woll¬
gandt, Karl Wolschke, Karl Hermann, Prof.
Aulius Klengel. Es ist wohl überflüssig, über
die Qualitäten dieses weltberühmten Streich¬
quartettes ein Wort zu verlieren. Wir be¬
schränken uns heute darauf, nur die Vor¬
tragsordnung mitzuteilen, welche außer zwei
der besten Streichquartette der Kammer¬
musikliteratur noch einige Solovorträge für
Violine und Violoncello enthält; sie lautet:
Mozart=Quartett B-dur (Eulenburg Nr. 9),
Vieux temps; Ballade und Polonaise (Vio¬
line), Klengel: Nocturne und Scherzo, Schu¬
bert: Quartett D-moll (Der Tod und das
Mädchen). Trotzdem durch das Abonnement
schon sehr viel vergriffen ist, sind im Vorver¬
kaufe bei Herrn Ed. Miksch immer noch eini¬
ge sehr gute Plätze an haben.