II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 718

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4.9. Anatol - Zy
gleichen Weihnachtsfragen erfüllt, beisammen. Was lagen
da für das Begehren jedes Büchernarren kitzelnde Herr¬
lichkeiten! E. Tietze Conrats, Oesterreichische Barock¬
plastik; die Abbildungen zumeist in weiteren Kreisen un¬
bekanntes Material bringend; Dr. Lili Fröhlich Bums
Buch über Parmigianino und den Manierismus, das alle
erhaltenen Bilder des Künstlers, seine Radierungen, eine
Fülle der wundervollsten Handzeichnungen, die in allen
Sammlungen Europas verstreut sind und hier erstmals
publiziert werden, bringt; Professor Dr. Julius Schlossers
vortreffliche, sachkundige Beschreibungen der Sammlung
alter Musikinstrumente im kaiserlichen Hofmuseum und
der deutschen Reichskleinodien.
Bücher und Büchlein, die nur der Schönheit, Anmut¬
und des Geschmacks halber erworben werden wollen,
legt der Artur Wolf-Verlag auf; da finden sich Raimunds
Der Diamant des Geisterkönigs mit Bildern von Alfred
Hagel, einem Illustrator von Stilgefühl, Phantasie und der
naiven altwiener Zuckerbäckerphantasie der Raimundschen
Zauberwelt. Shakespeares Sommernachtstraum hat
Eduard Gartner mit Schattenrissen geschmückt, in denen
trotz ihrer Zierlichkeit die Charakteristik der Personen
getroffen ist, Phantasie zum Ausdruck kommt. Eines der
schönsten lyrischen Werke der Weltliteratur „Die Nächte
von Alfred de Musset erscheint zum erstenmal in vor¬
züglicher deutscher Uebertragung von Irene Kafka mit
Radierungen von Chr. I.. Martin, einem jungen Künstler,
dem jüngst der höchste Preis für Graphik der Ber¬
liner Akademie der bildenden Künste verliehen wurde.
Unter den Luxusausgaben ist Prinzessin Brambilla¬
von E. T. A. Hoffmann mit Bildern und Vignetten
von Eduard Gartner ein Buch von graphisch und
buchtechnischer Vollendung. In der Uebertragung von
Voltaires »Prinzessin von Babylon, hat der Verlag
mit Rolf Schott bekannt gemacht, der entzückende
Radierungen zu diesem Buche geschaffen hat. Hugo
Renyi hat ein indisches Märchen „Ein Quell von
Trug und Seligkeiten reizvoll illustriert. Außer diesen
illustrierten Büchern bringt der Verlag auch Mappenwerke
mit hervorragenden Reproduktionen; als ein Denkmal
österreichischer Reproduktionskunst sind die Meister¬
werke der Graphik des XVIII. Jahrhunderts¬
hervorzuheben, eine Sammlung nach den schönsten
Kupferstichen aller Techniken des XVIII. Jahrhunderts,
in Reliefgravure wiedergegeben. Die Auswahl der Blätter
ist derart, daß die Graphik des XVIII. Jahrhunderts nicht
nur in ihren besten, sondern auch in vielen seltenen
Werken zugänglich gemacht wird. Das Werk ist von
einer Vollendung und einem Reichtum, daß sich ihm nur
wenige Publikationen an die Seite stellen können. In
gleicher Vollendung sind auch Callots Balli di Sfessania
erschienen.
Theodor, sagte die Hofrätin und zog ihren Mann in
eine Ecke des Ladens, da sind diese Kunstbücher, von
denen Alfred immer spricht. Wenn man von dem
Oesterreichischen Buch überhaupt reden darf, so gilt
dies mindestens auf kunsthistorischem Gebiete, ohne Ein¬
wendung für die Oesterreichischen Kunstbücher¬
der Verlagsbuchhandlung. Ed. Hölzel, Sie dienen der
literarischen Darstellung der Heimatskunst, bieten in
schmuckem Gewande, in volkstümlicher Art und Stili¬
sierung, fachmännische Einführungen in die österreichische
Kunst. Die Bändchen sind der Beschreibung der haupt¬
sächlichsten Kunststätten und deren Schätze gewidmet
und bringen jedes zehn scharfe Kupferdrucke
Anatol besah sich mittlerweile die gebundenen Bände der
Collection Manz. Diese bringt im Original Werke
von Balzac, Dumas, Hugo, Flaubert, Fromentin, Gobineau,
Merimée, Musset. Alle sorgfältig redigiert! Ja, die Bücher
präsentieren sich, im Gegensatz zu manchen französischen
Originalausgaben, durch Qualität des Materials und Drucks
sowie geschmackvolle Einbände in vorteilhaftester Weise.
Unberührt vom tollen Tanze der Valuten kann der
Wiener sein Lese= und Bildungsbedürfnis französischer
Literatur mit verhältnismäßig geringen Kosten befriedigen.
Ein Kabinettstück erlesener Art legt Manz dem biblio¬
philen Feinschmecker jetzt auf den Weihnachtstisch mit dem
Memoirenwerk Der Fürst von Ligne (Erinnerungen
und Briefe). Eine Leistung, die dem Können des Wiener
Buchgewerbes ein leuchtendes Zeugnis ausstellt. Zum
ersten Male in deutscher Sprache, erzählt hier der Fürst
von Ligne, einer der liebenswürdigsten Geister, dem unsere