Ein Brief Schnitzlers über den »
Reigen«.
Vor Jahren, als zuerst die Idee aufgetaucht war, die Szenenreihe des Schnitzlerschen
»
Reigen« aufzuführen, wollte der Dichter von
einer solchen Veranstaltung nichts wissen. Wie Arthur Schnitzler jetzt darüber denkt,
hat er durch seine Genehmigung der Aufführung bewiesen. Als es noch keinen Weltkrieg
und keine Revolution gab, hat er seine Meinung recht bestimmt zum Ausdruck
gebracht.
Der verstorbene
Giampietro wollte Schnitzlers »
Reigen« mit einer
Dame zusammen vorlesen. Er hat es
später in beschränktem Umfange tatsächlich getan. Zuerst aber hatte er den Wunsch
nach einer mehr öffentlichen richtigen Aufführung. Er wandte sich an einen dem
Dichter wohlbekannten Herrn, der Schnitzler
Giampietros Bitte unterbreitete. Die wörtliche Antwort Arthur Schnitzlers
lautete:
Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen erst heute auf Ihr freundliches
Schreiben vom
28. August antworte. Die bisherigen Bühnenschicksale
des »
Reigen« waren folgende: Vor etwa 6–7 Jahren
hat der
akademisch-dramatische Verein in
München drei Szenen daraus, trotz meines Abratens (zu einem Verbot lag kein
Grund vor) aufgeführt und wurde daraufhin aufgelöst. Von einem anderen Erfolg der
Veranstaltung ist mir nichts bekannt geworden. Einige Zeit später haben die
Elf Scharfrichter (
München) ohne mein Wissen – ich erfuhr durch Zufall davon
– eine Szene aus dem »
Reigen« aufgeführt, ich weiß
nicht welche; es soll ganz miserabel gewesen sein. Seither sind manche Anträge an
mich gelangt. Ich habe mich jedesmal ablehnend verhalten, da ja eine Aufführung
dieser zehn Szenen in ihrer wahren Gestalt ein absolutes Ding der Unmöglichkeit wäre,
und jede Milderung den Sinn des Ganzen zunichte machen müßte. In der nächsten Zeit
soll, wie ich höre, der »
Reigen« in
Ungarn zur Aufführung kommen. Da dort das Stück ungeschützt ist, so
werde ich wohl, um mich nicht aller Rechte a priori zu begeben, durch meinen
Vertreter mit den betreffenden Leuten in Verhandlung treten müssen. Meinen
prinzipiellen Standpunkt in der Angelegenheit berührt das keineswegs.