In
Wien ist
Schnitzlers »
Reigen« durch
Demonstranten aus einem
Katholischen
Gesellenverein gestört worden. Daraufhin wurde die Aufführung verboten.
Arthur Schnitzler schreibt mir darüber:
»Sie haben wohl meine Karte erhalten, in der ich Ihnen sagte, wie sehr
mich Ihr parodistischer
Dialog amüsiert hat. (Heft 2 des
T.-B.) Ich habe vorläufig keine Absicht, mich
über den »
Reigen« und die sogenannnte
Reigen-Affaire in der Öffentlichkeit weiter zu
äußern. Von den hiesigen Skandalen, insbesondere von dem gestrigen, werden Sie wohl indeß gelesen haben. Was soll
man dazu sagen? Ich käme mir unsäglich komisch vor, wollte ich mit den Abgeordneten
Kunschak oder
Seipel oder mit dem
Schusterlehrling polemisieren, der das Theater stürmt, mit dem
begeisterten Ruf: ›Nieder mit dem
Reigen! Man
schändet unsere Frauen! Nieder mit den Sozialdemokraten!‹ (Es kann übrigens auch ein
Stud. med. gewesen sein oder ein
Tapezierergehilfe, – wobei meine Sympathie immerhin noch mehr bei dem
Tapezierergehilfen ist als
bei den Herren
Seipel und
Kunschak.) Ich habe ja schon einige ähnliche Sachen erlebt,
wenn auch in bescheideneren Dimensionen. Erinnern Sie sich nur an den ›
Leutnant Gustl‹ und den ›
Professor Bernhardi‹. Nach einigen Jahren bleibt von all dem
Lärm nichts weiter übrig als die Bücher, die ich geschrieben, und eine dunkle
Erinnerung an die Blamage meiner Gegner. In diesem Fall wird es nicht anders sein.
Mit herzlichem Gruß