[Tschechow], 18. 1. 1910

Tschechow
Es gibt in der gesammten Weltliteratur wenige Novellen, die so stark auf mich gewirkt haben, wie Tschechows »Zweikampf« und »Schatten des Todes«. Und von der Bühne herab hat nicht vieles einen so unvergesslichen Eindruck auf mich gemacht wie »Onkel Wanja« in der Darstellung des Moskauer künstlerischen Theaters, obwohl ich der russischen Sprache nicht mächtig bin. Von allen russischen Dichtern – und ich fühle wohl, dass es grössere und umfassendere gegeben hat als Tschechow – hat keiner mit so rein menschlicher Stimme zu mir gesprochen als eben er. Ich habe ihn leider nie von Angesicht zu Angesicht gesehen, aber ich kenne ihn von Seele zu Seele und so bleibt er mir für alle Zeit lebendig.