Hieroglyphen des Lebens, 15. 6. 1891

Hieroglyphen des Lebens. Novellen und Skizzen von Alfred Friedmann. (Leipzig, Gustav Körner.) Zuweilen hört man von einem literarisch werthlosen Buche als von guter Unterhaltungslectüre sprechen. Für das vorliegende wäre auch das des Lobes zu viel. Banale Stoffe, seicht behandelt – das gilt für diese Novellen und Skizzen von der ersten bis zur letzten. Herr Alfred Friedmann nennt einen geachteten literarischen Namen sein eigen. Wie nun, wenn zufällig ein Leser gerade die »Hieroglyphen«, als das erste Werk aus der Feder dieses Autors kennen lernte? Er wäre gewiß auf die anderen nicht mehr begierig. Dieser Umstand wird von vielen Dichtern übersehen, die allzurasch beliebt wurden. Sie streben täglich nach neuen Lorbeeren, wohl weil sie denen von gestern nicht recht vertrauen.
A. Sch.