Unsere Zeit erweckt mit der Verworrenheit ihrer socialen Verhältnisse, der
Unbestimmtheit ihres politischen Gefühles und der Trostlosigkeit einiger ihrer
charakteristischen Erscheinungen die Sehnsucht nach manchem Verlorenen, das in der
Vergangenheit nicht auf seinen vollen Werth erkannt wurde.
Aber, man verstehe uns recht. Weder entspringt diese Betrachtung der Sehnsucht nach
der »guten alten Zeit«, noch dem ernstlichen Glauben, es könne irgend etwas, das
einmal gewesen, wiederkehren. Aber daß uns Manches von den gewesenen Dingen und
Menschen heute wieder sehr zugute käme, ist klar, und da ist es denn interessant zu
erfahren, was die Einzelnen der hervorragenden
Persönlichkeiten unserer Zeit wieder auferstanden sehen möchten.
Auf unsere Frage:
»Für welches Gewesene (Mensch, Institution, Kunstform, Idee,
Ereigniß) würden Sie Auferstehung wünschen?« haben uns bedeutende Geister aus
Oesterreich,
Deutschland und
Frankreich bereitwillig
ihre Ansicht mitgetheilt, wofür wir Allen unseren besten Dank aussprechen.
Die Mehrzahl dieser Antworten spricht für unsere Anschauung, daß
»Nicht Alles, was bestand,
Werth war, daß es ein Ende fand.«
Wir lassen im Nachfolgenden die einzelnen Antworten folgen:
[…]
Käm’ ein Großer uns wieder, und wär’ er erst gestern geschieden,
Wandelt’ er einsam und fremd in der lebendigen Welt.
Wächse Vergang’nes um uns mit blühendem Scheine des Lebens,
Staunten und schauerten wir, fremd und einsam gleich Dem.
Denn es heißt ja leben: vielfältig verstrickt in ein Netz sein,
D’ran ein jeder Moment neue Fäden uns spinnt;
Und nicht nur, daß wir sind, gibt uns des Daseins Empfindung,
Auch, daß and’res vorbei, ist uns’res Daseins ein Theil.
Todt ist ein Wiedererstandenes; lebendig oft das Gewesene,
Da sein Sinn es im All nur als Gewes’nes erfüllt.