Ein bisher unveröffentlichter Brief Schnitzlers.
Von befreundeter Seite wird uns ein Brief Arthur
Schnitzlers zur Verfügung gestellt, der eine Antwort des Dichters an eine
Dame ist, die mit der Auffassung Schnitzlers nicht
einverstanden war. Hier der Wortlaut des Schreibens:
Ihr Bedenken ist ganz klug, aber trotzdem trifft es nicht zu. Die Sterbende ist zwar
in Euphorie verfallen, aber vorher war sie nicht nur krank, sondern sie hat sich auch
krank gefühlt und Todesgedanken gehabt. Die Ankündigung des priesterlichen Besuches
weckt sie eben aus ihrer Euphorie, auch aus der seelischen, die Todesangst ist
wieder da, nicht zum ersten Mal und auch ihre früheren Aengste kommen ihr nun neu
zum
Bewußtsein.
Bernhardi enthält ihr
also nicht die Segnungen der Kirche vor, die ja gewiß (wie später von Prof.
Cyprian deutlich gesagt wird) von
manchen Sterbenden wirklich als Segnungen empfunden werden, sondern er erfüllt seine
ärztliche Pflicht, indem er seine Patientin davor zu bewahren sucht, aus ungestörtem
Wohlgefühl unvermittelt in Todesgrauen versetzt zu werden. Ich hoffe Sie sind
beruhigt, mein Fräulein, und ich grüße Sie bestens