Josef Kainz, 22. 9. 1910

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Kondolenzen an das Burgtheater.
An die Direktion des Burgtheaters langte auch heute wieder eine große Anzahl schriftlicher und telegraphischer Kondolenzen ein. Unterrichtsminister Graf Stürgkh schreibt: »Ein großer und hervorragender Schauspieler, ein Beherrscher des gesprochenen Wortes, ein getreuer Verbündeter klassischer und moderner Dichtkunst und mit ihm eine der glänzendsten Zierden des Burgtheaters ist dahingegangen. Es drängt mich, eine sehr geehrte Direktion meiner aufrichtigen und wärmsten Teilnahme zu versichern.«
Der Präsident des Journalisten- und Schriftstellervereins »Concordia« Dr. Ehrlich kondoliert: »Eine herrliche Leuchte der deutschen Schauspielkunst ist erloschen. Josef Kainz ist uns für immer entrissen, seine Meisterleistungen werden uns nicht mehr berauschen, seine unvergleichliche Redegewalt wird uns nicht mehr hinreißen. Wir alle haben einen unersetzlichen Verlust erlitten.«
Sämtliche Mitglieder des Berliner Lessing-Theaters telegraphieren an sämtliche Mitglieder des Burgtheaters: »Die alten Kameraden des Unvergeßlichen trauern mit Ihnen um den unersetzlichen Verlust, den die Hochstätte tragischer Kunst, das Burgtheater, und die ganze deutsche Kunst mit dem Heimgange des teuren Josef Kainz erleidet.«
Ferner kondolierten: Hofrat v. Wiener namens der Akademie für Musik und darstellende Kunst, die Prager »Concordia«, der Wiener Männergesangverein, das Landestheater in Linz, Paul Wiecke namens der Mitglieder des Hoftheaters in Dresden und ein Herr Gustav Kober aus Wiesbaden, den mehr als 37jährige Freundschaft mit Kainz verband.
Artur Schnitzler schreibt an Baron Berger: »Verehrter Herr Baron! Mit Grauen erwartet und doch unfaßbar wie alles Sinnlose, bricht dieser Tod über Sie, über uns alle herein. In dieser schweren Stunde ist es mir ein wahres Bedürfnis, der ich dem Dahingeschiedenen nicht nur wie Hunderttausende in Bewunderung, sondern auch in unauslöschlicher Dankbarkeit verbunden war. Sie, verehrter Herr Baron, und das Burgtheater meiner tiefsten Anteilnahme zu versichern. Wollten wir, da dieser Herrliche starb, nun auch den Hoffnungen nachweinen, die mit ihm für immer versunken sind, so ginge unsere Trauer ins Grenzenlose und damit wieder ins Sinnlose. Lassen wir uns an dem Schmerz genügen, wie Unersetzliches, wie Wunderbares, wie Einziges und wie früh all dies dahin sein mußte. Das ist Jammers genug. Und eine Totenklage, die nicht eher ganz verklingen wird, als unsere Erinnerung an den Unvergeßlichen verlöschen.«
Es kondolierten ferner: Obersthoftmeister Fürst Montenuovo, der Leiter der Generalintendanz Ritter v. Horsetzky, Prof. Dr. Reich für die Grillparzer-Gesellschaft, die Generalintendanz der Münchener Hoftheater, Direktion und Personal des Neuen Theaters in Budapest, das königliche Nationaltheater in Agram, Direktion des Landestheaters in Linz, Straßburger Stadttheater, Direktor Martersteig, Graf und Gräfin Ingenheim , Dr. Theodor Löwe (Krakau), Agathe Barsescu, Anton Schittenhelm und aus Wien die Direktoren des Bürgertheaters, des Johann Strauß-Theaters, der Residenzbühne und der Neuen Wiener Bühne.
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