Die Direction des
Deutschen Volkstheaters sendet uns neuerlich eine Berichtigung, der wir, im Sinne des
Preßgesetzes, Aufnahme gewähren müssen. Diese Berichtigung lautet: »Löbliche
Redaction! Die Direction des
Deutschen
Volkstheaters ist neuerlich genöthigt, Sie infolge der in Ihrer Zeitschrift
vom
31. März 1894 Nr. 155, unter der Rubrik: ›Theater und Kunst‹, ›
Hinter den
Coulissen‹ angeführten Behauptungen unter Hinweis auf § 19 Preßgesetz um nachstehende Berichtigung zu
ersuchen:
Es ist unwahr, daß die Direction Fräulein
Sandrock los werden möchte. Es ist unwahr, daß Herr
Kadelburg nur der vorgeschobene Posten war. Es ist unwahr,
daß Fräulein
Sandrock seit geraumer Zeit
systematisch chikanirt wird.
Es ist unwahr, daß ›von Oben‹ die Parole ausgegeben wird.
Es ist unwahr, daß man Fräulein
Sandrock
überhaupt oder in der kleinlichsten Weise insultiren lasse. Hochachtungsvoll
noe Emerich v. Bukovics:
Die Direction des
Deutschen Volkstheaters scheint
guter Laune zu sein und mißbraucht die Bestimmungen des Preßgesetzes zu kindlichen
Scherzen. Sie spricht von Unwahrheiten und ist in ihren Berichtigungen unwahr. In
der
vorgestrigen Stilübung des
Deutschen
Volkstheaters wurde zum Beispiel Arthur
Schnitzler’s »
Märchen« als eines der
Stücke angeführt,
deren Hauptrolle für Fräulein Sandrock geschrieben wurde. Dieses Phantasiegebilde der Direction
wird widerlegt durch die nachfolgende Zuschrift:
Sehr gehrter Herr Redacteur!
Auf die in der Zuschrift des Dr.
Heinrich Löwy
enthaltene Bemerkung, daß Fräulein
Sandrock in
mehreren Stücken beschäftigt war,
deren weibliche Hauptrollen
von den Autoren speciell für Fräulein Sandrock geschrieben wurden, so im »
Märchen« von Schnitzler etc.,
erlaube ich mir Folgendes zu erwidern.
Das »
Märchen« ist im
December 1891
vom
Berliner Lessing-Theater angenommen und erst
im
Sommer 1893, also um etwa ein und einhalb Jahre später, dem
Deutschen Volkstheater überreicht worden, was der löblichen Direction sehr gut bekannt sein mußte, da ich Herrn
v. Bukovics gegenüber ausdrücklich davon
Erwähnung machte, und dieser den für mich sehr schmeichelhaften Wunsch aussprach,
das
Stück
vor dem
Lessing-Theater zur Aufführung zu bringen. So glücklich ich nun auch in dem
gegebenen Falle war, daß die Hauptrolle von einer so ausgezeichneten Künstlerin wie
Fräulein
Sandrock dargestellt wurde, so muß
ich doch die in der Zuschrift des Herrn Dr.
Heinrich Löwy klar enthaltene Zumuthung, als wenn es meine Sache wäre, bei
Abfassung eines Stückes an
Rollen für bestimmte
Schauspieler zu denken, aufs Entschiedenste zurückweisen.
Hochachtungsvoll
Dr. Arthur Schnitzler.