Karl Strecker: Das angebliche Telegramm Arthur Schnitzlers, 26. 4. 1902

Das angebliche Telegramm Arthur Schnitzlers.
Der Verdacht, den ich in der heutigen Morgennummer aussprach, nämlich: »daß man mit dem Namen eines feinfühligen Poeten argen Mißbrauch getrieben« habe, erweist sich als begründet. Auf eine heute früh drahtlich an Herrn Dr. Schnitzler in Wien gerichtete Anfrage, ob er vorgestern sein Telegramm an mich abgesandt habe, das mich auf die »Urpremiere« von »Die Kinder der Armen« hinwies, lief heute Mittag seine Antwort ein: Schnitzler hat jenes Telegramm nicht abgesandt, er weiß nichts davon und bittet mich um gelegentliche Aufklärung.
Es handelt sich also hier um einen groben litterarischen Schwindel, der zur Vermeidung ähnlichen Unfugs unbedingt auf seinen Urheber verfolgt werden muß. Ob der Verfasser des unsinnigen Volksstücks selber oder ein guter »Freund« in Wien das Telegramm aufgegeben hat, wird ja wohl herauszubekommen sein, vorläufig sei hier nur sein trauriger Autorname noch einmal festgenagelt, er lautet: Ernest von Jurco; das Schundstück aber, das er in vier Akten verbrochen hat: »Die Kinder der Armen«. Vielleicht wird der Erfolg dieses starken Stückes überraschender und durchschlagender für ihn sein, als die liebe Seele es sich wünscht.
Karl Strecker.