von Arthur Schnitzler.
Sehr geehrte Redaktion! Ich glaube mich verpflichtet, den Lesern Ihres geschätzten
Blattes, die den höchst anregenden Artikel von
Georg
Brandes »
Theater und Schauspiele in Deutschland« zur
Kenntnis genommen haben, die wenigen Sätze nicht vorzuenthalten, die, in einem soeben
von mir abgesandten Brief an den ausgezeichneten Verfasser, dazu
bestimmt sind, einen Irrtum, den er, wie Andere vor ihm, gutgläubig übernommen haben,
ein für allemal richtig zu stellen. Diese Sätze lauten:
»Es ist über den ›
Bernhardi‹ gar viel herumgeredet
und – nicht immer bona fide – herumgeschwätzt worden und auch Sie, verehrter Freund,
sind, wie speziell aus einer Ihrer Bemerkungen hervorgeht, über die
Entstehungsgeschichte meines Stückes nicht richtig informiert. Die Komödie behandelt
nicht eigentlich ›ein Lebensschicksal, wie es mein
Vater erfahren hat‹, der Inhalt
ist vielmehr frei erfunden. Mein
Vater hat wohl seinerzeit, im Verein mit Freunden,
ein
Krankeninstitut in der Art des ›Elisabethinums‹ gegründet, hat es gegen
mancherlei Anfeindungen mit Aufgebot seiner ganzen Begabung und Tatkraft, natürlich
nicht ohne die Mithilfe ausgezeichneter Arbeits- und Kampfgefährten, zu hoher Blüte
gebracht und mußte, insbesondere gegen Schluß seines Lebens, von mancher Seite Undank
und Kränkung erfahren; – aber wenn auch sein Ausscheiden aus dem von ihm begründeten
Institut vielleicht Einem oder dem Anderen nicht gerade unangenehm gewesen wäre, – er
ist keineswegs ›hinausintrigiert‹ worden, ja ist sogar als Direktor des
Institutes am
2. Mai 1893 gestorben. Übrigens hat mein Titelheld, der Professor
Bernhardi, von meinem
Vater nur wenige Züge entliehen, und auch die anderen Figuren
meines
Stückes sind, mit der freilich unerläßlichen Benützung von Wirklichkeitszügen,
so frei gestaltet, daß nur Kunstfremde, an denen es natürlich niemals mangelt, hier
von einem Schlüsselstück reden konnten. Meine
Komödie hat keine andere Wahrheit, als
die, daß sich die Handlung genau so wie ich sie erdichtet habe, in Wirklichkeit
zugetragen haben könnte – zum mindesten in
Wien zu Ende des vorigen
Jahrhunderts.«