Schnitzlers »Reigen« in Kopenhagen, 10. 5. 1925

Schnitzlers »Reigen« in Kopenhagen.
Ein Protest des Dichters gegen unbefugte Uebersetzungen.
Telegramm unseres Korrespondenten.
Kopenhagen, 9. Mai.
Unter eigenartigen Umständen gelangte heute abend Artur Schnitzlers »Reigen« im Kopenhagener Betty-Nansen-Theater zur Erstaufführung. Der Theaterzensor hatte ursprünglich die Aufführung untersagt, jedoch, nachdem die Theaterleitung sich zu einschneidenden Kürzungen bequemt hatte, die Erlaubnis zur Aufführung erteilt, wobei jedoch die Bedingung gestellt wurde, daß eine hervorragende literarische Persönlichkeit bei der Erstaufführung einen einleitenden Vortrag halten solle. Den Dichter hat man bei den sehr wesentlichen Streichungen nicht zu Rate gezogen. Man ist sogar nicht einmal um seine Einwilligung eingekommen. Dies veranlaßte die Kopenhagener Mittagszeitung »Extrablaaded« dazu, Schnitzler telegraphisch darüber zu befragen. Hierauf erhielt »Extrablaaded« die Drahtantwort von Schnitzler, er sei von der Direktion des Betty-Nansen-Theaters nicht verständigt worden und protestiere auf das schärfste gegen jede von ihm nicht autorisierte Textänderung.