Sie sind so freundlich mich aufzufordern auf die verschiedenen Erläuterungen meines
Werks eine eigene Darstellung meiner Auffassungen in Ihrem Blatte zu veröffentlichen.
Leider kann↓vermag↓ ich ↓nicht↓ dieser Aufforderung nicht Folge leisten. Dass ein Autor nach einer Premiere die Verlockung spürt sich gegen kritische
Aeusserungen aufzulehnen ist gewiss ein↓e↓ ebenso
häufiger als natürlicher Vorgang↓Regung↓. Meistens widersteht man dieser Versuchung und tut recht daran. Auch ich
habe es bisher immer so gehalten. Nicht etwa weil ich den Vorwurf der Empfindlichkeit
scheute, d↓. D↓er trifft nicht schwer. Die Kritiker selbst sind empfindlicher als die
Autoren. Ich habe es hundertmal erlebt, dass Autoren gegenüber den ungerechtesten
Angriffen stumm geblieben sind, aber ich erinnere mich keines Falls, in dem die
Kritiker die Erwiderung eines Autors ohne Widerspruch hingenommen hätten. Entgegnet
nun der Autor von Neuem, so wäre eine Diskussion im Gang, die sich ins Uferlose
erstrecken |könnte, für das Publikum nur wenig Interesse böte und in der der
Kritiker doch das letzte Wort haben müsste↓hätte↓. Da es ja sein Beruf, ja fast seine Standesehre erfordert das letzte Wort zu
behalten, während es wieder der Beruf des Autors ist neue Werke zu schreiben. An
dieser vortrefflichen Einteilung sollte meines Erachtens nichts geändert werden.
Noch begreiflicher ist der Kitzel ungenaue oder falsche Darstellungen zu bericht
↓ig↓en. Doch auch hievon hält sich der Dichter besser zurück.
Denn Unwahrheiten auch auf diesem Gebiete haben ein so kurzes Leben, dass
kein↓kaum je ein↓ unverdienter künstlerischer
und kein↓oder↓ materieller Schaden zu befürchten ist.
Und wenn man von den seltenen Fällen
absieht,
wo↓in denen↓ der Dichter
wirklich etwas Neues erfährt↓aus der Kritik etwas ihm Neues erführe↓ oder
künstlerisch zu lernen vermag↓gar für seine Kunst etwas profitierte↓, so geht die Wirkung der
Rezensionen↓Kritik↓ im allgemeinen
nicht weiter als bis an die
Nerven des Autors. Und auch diese
↓Wirkung↓ wird umso geringer sein je mehr
er↓der Autor↓ von der Wahrheit des
Speidel’schen
Satzes durchdrungen ist: Dass
|ein Feuilleton die Unsterblichkeit eines Tages bedeute. Und da die
Unsterblichkeit eines Theaterstücks, selbst im Falle eines Misserfolgs, länger zu
währen pflegt, so ist der Autor noch immer besser dran als der Rezensent, was ja
gewiss oft↓manchmal↓ ein bitteres Unrecht
ist↓sein mag↓, da
ja manche Rezensionen gewiss ein
besseres
Lohn↓Los↓ verdienten als mit dem Tag vergessen zu werden. Sie in einem Buch zu sammeln
hilft
↓freilich↓ nur dort, wo ihnen eine wirkliche Lebenskraft
innewohnt. Es gibt kaum etwas Gespenstischeres als der Aufzug längst verstorbener
Kritiken über noch lebendige Theaterstücke.
↓Dies nur
nebenbei.↓- Jedenfalls finde ich
↓daß↓ bei so
eminenten Vorteil
↓en↓ des Autors gegenüber dem Kritiker
kann jener wohl
das Eine↓die eine Misslichkeit↓ auf sich nehmen
↓sollte, auch↓ in solchen Fällen zu
schweigen, wo er mit einem Wort einen Irrtum oder eine Unwahrheit aus der kleinen
Welt fortschaffen kann,
wo↓in der↓ man sich für dergleichen interessiert. Seine einzige Antwort bleibe ein
neues Werk. Klingen indess auch seine frühern weiter, umso besser für ihn und für
das
Publikum.–