Von Herrn Dr. Arthur Schnitzler, 29. 9. 1900

Von Herrn Dr. Arthur Schnitzler in Wien geht uns bezüglich unserer Notiz in Nr. 223, wo es hieß, auch Direktor Brahm habe seiner Zeit die Dichtung »Der Schleier der Beatrice« abgelehnt, die Berichtigung zu, daß der Verfasser das Stück dem Direktor des Deutschen Theaters niemals zur Aufführung übergeben habe. Er schreibt zur Aufklärung des Sachbestandes:
»Ich las Herrn Brahm, dessen Rathschläge mir immer höchst werthvoll waren, das Stück im Oktober vorigen Jahres vor, unter ausdrücklicher Betonung des Umstandes, daß das Deutsche Theater sich meiner Meinung nach zur Darstellung gerade dieses stilisirten Stückes kaum eignen dürfte. Herr Direktor Brahm erbat sich trotzdem die Einsendung eines gedruckten Exemplars. Als ich einige Wochen darauf diesen liebenswürdigen Wunsch zu erfüllen in der Lage war, vergaß ich in einem beigeschlossenen Briefe keineswegs zu erwähnen, daß meine Ansichten über die Darstellungsschwierigkeiten meines Stückes am Deutschen Theater sich nicht geändert hätten. Indem Herr Direktor Brahm, vielleicht gern, meiner Meinung zustimmte, hatte er gewiß nicht die Absicht, gegen seine eigene Bühne Stellung zu nehmen – so wenig als ich, der ich jene Meinung ausgesprochen, – so wenig als Andere, die sie theilten. . . «
Wir nehmen von dieser Erklärung hiermit gern Notiz. Schon deshalb, weil es selten genug vorkommen dürfte, daß ein Dichter sein Stück einem Theaterdirektor mittheilt und gleichzeitig sich selbst gegen eine Aufführung auf dessen Bühne ausspricht.