Ein Briefwechsel und ein Interview mit dem Dichter aus seinen letzten
Lebensjahren
Zum 75. Geburtstags
Schnitzlers
am
15. Mai 1937
Von Dr. Marta Hofmann,
Wien
Als ich mich mit dem Gedanken trug – es ist etwa zehn Jahre her – das Leben
Theodor Herzls zu schreiben, nicht, wie in
allen damaligen
Herzl-Biographien, eine
äußerliche Aneinanderreihung seiner Haupt- und Staatsaktionen, sondern das Abbild
seiner Seele und seines Geistes in ihrem Werden und Vergehen, da fühlte ich, daß
unter der bekannten Oberfläche dieses sinnbildlichen Lebens eine große, tödliche,
unbekannte Wunde liegt.
Briefe, die
Herzl in jenen Jahren um
1893 gewechselt hat, insbesondere seine Bekenntnisse an den um einige
Jahre jüngeren
Schnitzler, zu dem er erst aus
der Entfernung so recht den freundschaftlichen Kontakt gefunden, Briefe, die
Leon Kellner zum Teil in seinem biographischen Versuch »
Herzls Lehrjahre« veröffentlicht hat, wiesen in diese schmerzliche Tiefe den Weg, den ich
damals zaghaft abzutasten begann. Zugleich wurde mir klar, daß nach des
Prager Theaterdirektors
Teweles Tode niemand so sehr letzten Aufschluß über jene
tragische Zeit in
Herzls Leben zu geben
vermöchte, wie
Arthur Schnitzler.
Ein gemeinsamer
Freund
ermutigte mich, an den
Dichter zu schreiben. Und da vieles in jenem innig erlebten Briefe gesagt
ist, das ich heute nicht mehr so auszudrücken vermöchte, so sei das Schreiben hier
zitiert, das schon beinahe eine kleine, kontrastierende Abhandlung war, worin ich
die
beiden Zeitgenossen jenes in der Kulturgeschichte so berühmt gewordenen, heute so
weltenfernen »Jung-
Wien« der Neunzigerjahre
charakterisierte.
Es schien mir damals – und scheint mir bis auf kleine Nuancen unverändert noch heute
– daß
Herzls antithetische Natur
zusammengesetzt war aus jenem Widerstreit von »
Drang nach Wahrheit und der Lust am Trug«,
der für alle hochbegabten jungen Menschen, vor allem aber für junge Juden, so
bezeichnend ist. In seiner frühen, selbstgefälligen Leichtlebigkeit, die er erst dann
als eitel durchschaute, als sich sein hippokratisches Todesantlitz mit den großen,
tiefen, allzu wissenden, ewigen Judenaugen auftat – schien er mir
Heinrich Heine zu gleichen.
Und ich schilderte jenen
Herzl der
Pariser Tage, der erkennt, daß nicht das Schauen
und Schildern, sondern das Erkennen und Gestalten seiner Zeit ihm das Wesentliche
ist. Der große historische Zusammenhänge, soziale und technische Entwicklungen, der
die Struktur, das nackte Gerippe seiner Zeit zu begreifen sucht – nicht mehr liebend
gebannt an ihre Oberfläche, die andere –, die in
Wien vor allem
Arthur Schnitzler in ihrem Duft und Schmelz, ihrer Anmut und Süßigkeit so unnachahmlich
geschildert hat.
Herzls »
Bildungserlebnis« – um mit
Friedrich
Gundolf zu reden – war
Wien, dasselbe
Wien, dem
Arthur Schnitzler nur um wenige Jahre später das
unvergängliche Siegel seiner Kunst aufgedrückt hatte.
Auch der junge
Herzl hat solches sagen
gewollt, ehe er sein eigentliches Wesen erkannte. Aber er ließ sein Talent nicht
wachsen und reifen wie eine süße, goldene Beere am Hügelhang längs der
Donau, nicht still sich füllen mit edlem Saft,
wie
Arthur Schnitzler es getan, der erst
dreiunddreißigjährig mit
seinem »
Märchen« debütierte.
Herzl hatte es eilig gehabt, sich und der Welt
ein noch ungeklärtes, unausgereiftes Talent zu beweisen. Und er mußte auf diesem Wege
scheitern, um zu sich selbst zu finden. Nicht, als ob es ihm an Künstlertum gefehlt
hätte, wie die feinsten seiner Novellen und Feuilletons beweisen. Aber sein Talent
war zartes Filigran. Und das Werk mißlang, wenn der Ehrgeiz des Autors den Maßstab
verfehlte.
Er mußte an sich verzweifeln, unsägliche Depressionen erleiden – mit sich selbst
sozusagen »fertig sein«, mußte gänzlich aufhören an sein literarisches Talent zu
glauben, um zu seiner wesentlichsten Bestimmung, der des Zeitendeuters und Führers
zu
gelangen.
Vorher war er ein als
Wiener Literat verkleideter
jüdischer Elegant mit selbstbewußten Allüren – nun wird er Mensch und hat etwas zu
sagen.
Aber immer hatte er Heimweh nach dem »Garten Eden« der Dichtkunst. . .
»Sie, Dr.
Arthur Schnitzler, Sie haben
Herzl gekannt! Briefe voll letzter Offenbarung
hat er in seinen tragischesten Jahren von
Paris
aus an Sie geschrieben. Sie haben wie ein Freund an ihm gehandelt, ihn ermutigt, zum
Schaffen angeregt. –
Wer war Theodor Herzl? Wie haben Sie ihn erkannt? Ich ringe um ihn, um sein Bild, um die Wahrheit
über
Theodor Herzl, der bald ein grandioser
Führer, bald ein kleiner allzumenschlicher Mensch erscheint. Wollen Sie mir helfen,
ihn zu erkennen?«
Kurze Zeit danach erreichte mich die außerordentlich beglückende und bestätigende
Antwort des Dichters. Sie lautete:
»Verehrtes Fräulein!
In dem interessanten Briefe, den ich vor wenigen Tagen, von
meiner Reise heimgekehrt, in meinem Hause vorfand, geben Sie eine fast durchwegs
zutreffende Charakteristik
Theodor Herzls.
Ganz überraschender Tiefblick, wenn man bedenkt, daß Sie ihn persönlich nicht gekannt
haben.
Es wird mir sehr angenehm sein, über daß Problem
Herzl – denn er war im wahrsten Wortsinn ein problematischer Mensch – einmal mit Ihnen zu
reden; – zu schreiben gedenke ich vorläufig nicht über ihn. –
Ich hoffe bald von Ihnen zu hören. Bitte, rufen Sie mich an. (Folgt Telephonnummer
und Zeitangabe.)
Mit verbindlichen Grüßen
Ihr sehr ergebener
Eine Woche später war ich bei
Schnitzler in
seiner Villa im
Währinger Cottage.
Arthur Schnitzler war damals schon ganz grau,
ganz fahl, aber ein hoher Ausdruck von Güte lag in diesem einsam gealterten Gesicht
Er war nicht mehr – oh, wie lange nicht mehr! – der Elegant von einst, sein
Knebelbart wirkte ungepflegt, seine Haltung müde, aber die gütigen, klugen Augen
blickten dem Gast mit einer südländischen Lebendigkeit und Liebenswürdigkeit
entgegen. Bald waren wir mitten im Gespräch. Aus den Erinnerungen seiner
studentischen Jugendjahre schöpfend, erzählte mir nun der Dichter, wie er
Herzl noch als den schönen, deutschnationalen
Studenten gekannt habe, zu dessen Eleganz er – selbst als Dandy berühmt – bewundernd
aufgeblickt habe. Damals, mit 17, 18 Jahren. . .
Herzl überragte ihn um Kopflänge und war
überdies zwei Jahre älter und zehnmal schöner. Das genügte, um einem Siebzehnjährigen
zu imponieren.
Schnitzler erzählte die berühmt
gewordene Episode von jenem Ball in einem damals sehr mondänen Hotel, als
Herzl auf ihn, der sich für tadellos angezogen
hielt, entsetzt zugeeilt kam: »
Schnitzler,
welche Krawatte! – Und ich habe Sie für einen
Brummel gehalten!« –
»Ich war vernichtet«, fährt der Dichter mit seinem wehmütig-ironischen Lächeln fort.
»Sie wissen – wir waren gesellschaftliche Rivalen – große Dandys – es war die Zeit
Oskar Wildes –«
»War es auch die Zeit
Anatols?« – »Nein«, sagt
Schnitzler lachend, »der war erst später.
Aber es gehörte dazu. Es gehörte dazu – und ich schäme mich dessen nicht – gehörte
zu
dieser ganzen Epoche, in der man nicht im einfachen Komfortable fuhr, sondern im
noblen Fiaker, in der man gesucht elegant gekleidet war, verwöhnt und gepflegt, ein
wenig scheinbar blasiert und doch im Innern so grenzenlos jung. Es gehörte dazu.«
»Gewiß«, denke ich bei mir, »zu jener
Wiener
Stimmung der Achtziger- und Neunzigerjahre, zu den Menschen des jungen
Schnitzler und
Hofmannsthal, zu ihrer Schönheit und kultivierten Erlesenheit gehörte es
wohl. Eine andere Welt. . . «
»Ich bin
Herzl ja im ganzen nicht allzuoft begegnet. Wir waren niemals eigentlich
Freunde, darin irren Sie in Ihrem Brief, der sonst so treffend ist. Wir hatten uns
nie gut verstanden. Etwas – ich sage es schon – von Rivalität war zwischen uns, er
trat mit solch anmaßender Würde auf, deren Grund man damals noch nicht begriff, ich
glaubte, er blickte auf mich herab – ich fand ihn ein wenig aufgeblasen und doch –
wie bewunderte ich den natürlichen Adel seiner Erscheinung und seiner Gebärden. Als
er in
Paris war und mir jene Briefe schrieb,
deren neuer, anerkennender Ton voll so selbstlosen Lobes mir gerade von ihm wohltat
–
und doch auch weh, wegen der unverkennbaren Wehmut seiner Empfindung – damals schien
es, als sollten wir Freunde werden. Aber dann kam er nach
Wien zurück und war schon ganz erfüllt von seiner zionistischen
Idee. Seine Stellungnahme zu den Menschen hing davon ab, wie diese sich zu seiner
Idee stellten. Und, sehen Sie, ich habe mich niemals einer Partei anzuschließen
vermocht. Das ist bei mir ganz echt und ehrlich – das habe ich schon mit siebzehn
Jahren in mein Tagebuch geschrieben. Und als
Herzl, von
Paris zurückgekehrt, mich
nach seiner Art großartig ansah (
Schnitzler
imitiert ein wenig die bedeutende Gebärde des zionistischen Führers), großartig und
imponierend in seiner stolzen Schönheit, und zu mir sagte: ›Ich habe die Judenfrage gelöst‹ – da
schien mir das etwas viel gesagt und ich antwortete ihm nach meiner Art ein wenig
ironisch. – ›Sie werden bald davon hören‹, sagte
Herzl – und einige Zeit später lag sein kleines Büchlein (die ganze
Verachtung eines vielbändigen Autors für solch dünnes, kleines Büchlein liegt in
Schnitzlers Tonfall) ›
Der Judenstaat‹ auf meinem Schreibtisch. Mir schien, als ob
Herzl sich die Sache zu einfach dachte – und das scheint sich ja auch zu
bewahrheiten.
So schnell und einfach geht das
nicht. Und nun müssen Sie auch wissen, daß ich kein Zionist war und bin. Wie ich mich
zum Judentum stelle, ist bekannt (»
Professor
Bernhardi« und »
Der Weg ins Freie« fällt
mir ein). Doch sehen Sie, ich bin auch hierin ganz ehrlich. Ich mache mir nichts vor,
das liegt mir nicht. Ich bin ein Jude und stolz darauf; ich glaube sogar, in hundert
Jahren – vielleicht dauert es auch länger – wird die Welt überall dort, wo besonders
subtiler Geist sich zeigt, sagen: ›Gewiß ist jüdisches Blut in seinen Adern‹, man
wird darauf kommen, auf diese Feinheit des jüdischen Geistes. (Obgleich es auch
beleidigend blöde Juden gibt.) Dennoch – ich bin ein deutscher Dichter, so gut wie
Theodor Fontane ein deutscher Dichter war,
obgleich er von französischem Blute stammte. Ich bin ein deutscher Dichter jüdischer
Rasse.«
»Und Sie halten das jüdische Element nicht für
wesentlich in Ihrer Substanz?«
»Aber für sehr wesentlich. Nur aus meinem jüdischen Blute bin ich ganz zu verstehen,
das hat niemand weniger verhehlt als ich. Man kann ja auch gar nichts verhehlen,
niemand kann wirklich lügen, es gibt nur dumme Menschen, die sich beschwindeln
lassen. Schriebe ich in jiddischer oder hebräischer Sprache, so wäre ich ganz und
gar
jüdischer Dichter und gehörte zur jüdischen Literatur. Wenn man mich heute dazu
zählen will, so ist das eine Lüge.«
»Man nennt Sie den
Wiener Dichter par excellence,
das ist Ihre eigenste Marke.«
»Ich bin deutscher Dichter und gehöre
Europa«,
antwortete
Schnitzler entschieden. Natürlich
wurzle ich in
Wien, wie
Thomas Mann in
Lübeck und
Wassermann in
Franken. Gewiß ist eine bestimmte lokale Färbung bei mir
vorhanden – aber darüber hinaus bin ich einfach einer in der Reihe der deutschen
Literatur. Wie
Fontane. Oder gehört der etwa
zur
französischen Literatur?«
»Und würde das jüdische Neuland, würde
Palästina Sie nicht, heute doch locken oder
zumindest interessieren?«
»Nur wenig«, sagt
Schnitzler. »Ja, wäre es
irgendwo ganz in der Nähe, ich führe natürlich hin, um es anzusehen. Aber – fährt
er
zögernd fort – auch dessen bin ich nicht ganz sicher. Die Landschaft stört mich,
diese südländische farbenstarke, orientalische Landschaft. Ich hänge nun einmal am
Wienerwald. – Außerdem«, fährt er rasch
überleitend fort, »ist mir nichts widerlicher als national-chauvinistischer Ton, wie
man ihn auch im politischen Zionismus einer bestimmten Richtung begegnet. Die Chowewe-Zionbewegung, das war etwas, das hat mich tiefer angesprochen. – Doch verstehen Sie mich,
bitte, recht: Ich halte den Zionismus für notwendig und richtig, er mußte kommen,
so
gut wie der Sozialismus, ich verstehe das alles ganz gut, aber ich mache mir nichts
vor. Ich kann mich nicht selbst belügen, wie
Jakob
Wassermann es kann; der wohnt in einer Villa mit zwanzig Zimmern in
herrlicher Umgebung. Aber am Ende seiner Romane ›Macht er in Menschenbeglückung‹,
da
›nimmt er seinen Havelock und geht in
die Wüste‹. Das
kann ich nicht. Er liebt die Menschheit als Abstraktum in abstracto. Ich liebe
einzelne Menschen und diese ganz konkret. Und so geht es mir auch bei großen
Bewegungen. Sie bleiben mir abstrakt – doch mich interessiert nur das lebendige
Individuum und das kleinste Detail.«
Das Gespräch kehrt zu
Herzl und zu anderen
Menschen, jüdischen Menschen, zurück.
Schnitzler erzählt auf meine Frage von seinem
Jugendfreund, jenem schönen russischen
Zionisten, der das Urbild des Leo im »
Weg ins Freie« war und den er so
tief liebgehabt hat. Er selbst sei Heinrich Beermann – und das sage alles. Gewiß
entsänne ich mich doch jener langen Gespräche der beiden über die Judenfrage. Diesem
so natürlichen, schlichten und schönen russischen Zionisten habe er nähergestanden
und tiefer mit ihm gefühlt, als mit
Theodor
Herzl, der doch viel Pose an sich gehabt habe.
»Und noch eines«, fährt
Schnitzler fort, »
Herzl hatte, gleich so vielen bedeutenden
Menschen, den unseligen Spleen, sein Talent in verkehrter Richtung zu suchen. Ich
hätte ganz recht gehabt, wenn ich ihm geschrieben, daß
Herzl erst zu sich selbst habe finden müssen, um Bedeutung zu
erlangen. Aber etwas daran stimme nicht ganz, etwas, das schwer zu erklären sei –
auch als er Führer geworden, habe
Herzl sich
selbst nicht verstanden und einen unglückseligen Mangel an Selbstkritik in
literarischer Hinsicht besessen. So sei er,
Schnitzler selbst, einst mit
Hofmannsthal und
Beer-Hofmann im
Café Griensteidl in ein literarisches Gespräch
vertieft gewesen, als
Herzl hinzutrat und – da
kurz vorher ein unbedeutender, kleiner
Einakter von ihm gegeben worden war, eine ganz nichtige Kleinigkeit – habe
Herzl gefragt, ob einer der drei Dichter sein
Stück gesehen habe. Diese Frage auf Grund eines so unbedeutenden kleinen Einakters
habe unsäglich peinlich, ja, grotesk auf alle gewirkt. Zum Unglück hatte
Schnitzler das Stück gesehen. ›Wollen Sie
wirklich, daß wir darüber sprechen?‹ ›Ich bitte darum‹, sagte
Herzl hartnäckig. Nun habe
Schnitzler es leider, leider! – seiner Überzeugung gemäß in Grund und Boden
verrissen. Es sei ja auch grenzenlos nichtig und wertlos gewesen. Aber
Herzl sei jäh erbleicht und, wie taumelnd, vom Tisch fortgetreten. Lange habe dann
Schnitzler nichts mehr von ihm gehört, bis dann eines Tages
die Nachricht von
Herzls tödlicher Erkrankung
kam. Da habe es ihm innig leid getan, daß sein letztes Gespräch mit ihm ein so
bitteres gewesen sei, doch konnte er es nicht über sich bringen, seine Meinung, da
er
so wider seinen Willen gefragt worden war –, zu verhehlen. Er hätte viel darum
gegeben, wäre
Herzl damals nicht an seinen
Tisch gekommen. Dieser bedeutende Mann hat den Literatenehrgeiz bis zuletzt nicht
abgelegt, ganz im Gegenteil.
Hermann Bahr und
Siegfried Trebitsch, die an
Herzls Totenbett in
Edlach weilten, wußten zu berichten, wie
Herzl bis zum letzten Atemzug weit mehr nach der Aufnahme
seiner literarischen Arbeiten, als nach dem Schicksal der zionistischen Bewegung
gefragt habe.«
Hier schüttelte ich stumm den Kopf. Ja,
Bahr
und
Trebitsch mag er danach gefragt haben,
denn was wußten sie von der Idee und der Bewegung? Aber immerhin – immerhin – sie
war
tiefer, als ich gedacht – unheilbarer – tödlicher noch, als ich spürend geahnt hatte,
Herzls tiefe Wunde – seine Verzweiflung an
sich selbst und an seinem Dichtertum.
Und dennoch, denke ich beim Heimweg sinnend, nachdem ich den liebenswürdigsten der
Dichter verlassen habe – und dennoch: wer von beiden hinterläßt wohl letzten Endes
das schönere, das unsterblichere Lied?