lieber, Sie haben natürlich ganz recht. Unmöglich konnten Sie
sich
Brahm gegenüber als ungebetener Rathgeber
auf
spielen, und als ich mein Telegra
mm an Sie ab
sandte,
hatt ich begreiflicherwei
se nicht an irgend einen
adhoc-Be
such od dergl bei
Brahm gedacht,
sondern an etwas beiläufigeres, ohne mir über das »wie« weitere Gedanken zu machen.
(Damit d
ss
Brahm auf Ihr Urtheil nichts geben
könnte,
sind Sie
sehr im Irrtum.) – Nun hab ich die Sache inde
ss auf andre, directe
Weise zu ordnen ge
sucht.
|(
Dies vollkommen unter
uns.) Nach Ihrem Brief, in dem Sie mir Ihr Ge
spräch mit
R. erzählten u einen Brief
Jacobsohns, der auch
telephoni
sch eine Art Bereitwilligkeit
R.s
erfahren haben wollte, telegr ich an
Brahm, ob
er mir überla
ssen wolle
Rittner zur Übernahme zu bewegen. Er konnte nichts dagegen haben, warnte mich für alle
Fälle, wu
sch
seine Hände in Un
schuld
etc. Ich telegr. nun
an
Rittner, der mir in einem
sehr liebenswürdigen Telegra
mm
nein
sagte. Ich hatte es natürlich nicht anders erwartet – die Gegengründe lagen für
Rittner zu nah, als da
ss er nicht von ihnen
hätte
|Gebrauch machen
sollen. Aber ich
wollte mir keine Vorwürfe zu machen haben – und da mir
Rittner streng
ste Discretion zuge
sagt hat, hoffe ich da
ss nicht am End noch eine für
die
Wiener Aufführg (auf die ich
schließlich doch
nicht verzichten möchte) gefährliche Couli
ssenklat
scherei heraus ko
mmt. Sonderbar i
st, da
ss vor 2 Jahren, nach
Rittners Ver
sagen (aus Unlu
st) an der Rolle
alle, auch
Brahm und ich dachten,
Reicher wäre der richtige Dar
steller für die
Rolle. Nach der er
schütternden Charakteri
stik, die Sie von
seiner Auffa
ssung geben,
ka
nn ich mir nun wohl vor
stellen, was mir
|bevor
steht. Übrigens gibt es meiner Empfindg
nach nur einen Dar
steller für den
Julian:
Wischnevski. Sie haben ihn ja als
Onkel Wanja ge
sehen. Und
Stanislawski als
Sala wär auch nicht übel. Wir haben die
se beiden, auch
Ljuschin (
Professor in
Wanja),
Leonidow, Frau
Tschechow bei
Rotenstern’s kennengelernt; auch im Theater hinter den Couli
ssen ein paar mal ge
sprochen. Es hat mich
sehr gefreut, da
ss ihnen
viel daran zu liegen
schien, ein Stück von mir für ihr Theater zu beko
mmen. Jedenfalls gibt es keins, an dem ich lieber
aufgeführt werden möchte. Sieht man
solche
|um alles dramati
sche unbekü
mmerte Ge
stalten- und
Lebens
stücke wie den
Onkel Wanja,
so ist einem, als braucht man
sich nur hinzu
setzen, um ein viertel Dutzend im
Jahr zu
schreiben. Und doch. . . Allerdings fiele man auch
durch. –
Tennis
spielen wir
schon ziemlich regelmäßig – d. h. mei
stens ich, Dr
Kaufmann, Frl
Erl,
Olga seltener. Zuweilen geh ich im
Pötzleinsdorferwalde spaziren. Es i
st
schon beinah
so
mmerlich, um minde
sten
s vierzehn
Tage weiter vor, als voriges Jahr. Neulich war
Fred bei uns, der
sich im Lauf der Jahre höch
st vorteilhaft verändert hat. (Die
ser
|Tage wird er (wahr
scheinlich von meinem
Bruder) an Gallen
steinen
operirt.) –
Über Ihre So
mmerpläne möcht ich recht bald näheres
wi
ssen. Meine Karte, Frau
v Lützow betreffend, haben Sie wohl erhalten? Neulich war hier das Gerücht verbreitet,
da
ss Sie auf ein paar Tage nach
Wien kämen. Wie
steht die Proce
ssangelegenheit? Ich
stelle mir
Ludassy verda
mmt wenig dazu gelaunt vor. –
Neulich, mit dem reparirten Rad (alles mögliche, 55 Kronen!) er
ster
Ver
such, in
Neuwaldegg brach die Axe. Trotzdem
bleibt die Sehn
sucht nach den gemein
schaftlichen Partien be
stehen. Haben Sie
sich
nicht die Sache wegen
Daenemark |überlegt? –
Ich arbeite (am
Roman)
ziemlich regelmäßig aber ohne die nöthige Inten
sität. Mir thut es
so leid, da
ss ich
Sie in der
B. Z. beinah niemals finde. Was
machen Sie
son
st? Ich nehme an, da
ss Sie mit admini
strativen und organi
satori
schen
Arbeiten überhäuft
sind. –
Seien Sie herzlich gegrüßt, eben
so
Otti u
die
Kinder, von
uns allen.
Ihr
A.