Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 9. 11. [1901]

Berlin, 9. November.

Mein lieber Freund,

Ich habe mich sehr gefreut, endlich wieder einmal etwas von Dir zu hören. Daß die Aufführung Deiner Stücke bis Februar verschoben werden soll, ist bedauerlich. Könntest Du nicht wenigstens anderswo, in Hamburg, München, vielleicht gar in Wien, eine frühere Aufführung veranlassen damit Dir nicht der Winter verloren geht? Die Triesch wird hier von der kunstunverständigen Kritik so |wenig begriffen, daß es beinahe eine Gefahr für Deine Stücke ist, wenn sie die Hauptrolle spielt, die sie natürlich herrlich spielen wird. Ich habe mit dieser hysterischen Jüdin, die mir unerträglich geworden ist, alle Beziehungen abgebrochen.
Daß Olga krank war, habe ich mit Bedauern vernommen. Was ihr gefehlt hat, habe ich, trotz langjähriger Kenntniß Deiner Handschrift, nicht entziffern können. Immerhin freue ich mich, daß sie wieder gesund ist, und bitte Dich, sie sammt |der Schwester zu grüßen.
Was meine Feuilletons über Gerhart Hauptmann anlangt, sstimmen mir noch andere Leute zu, als Herr Ebermann. Im Übrigen wäre es mir sehr gleichgiltig, auch wenn Niemand mir zustimmte, da ich weiß, daß ich Recht habe. Was Du über den »Ton« schreibst, verstehe ich nicht. Das heißt, ich begreife nicht, wie Einer, der selbsschreibt, diesen Einwand erheben kann. Mein Ton bin nämlich ich selbst. Aus diesem Grunde wird es nicht leicht sein, ihn zu ändern.
Es thut mir unendlich leid, daß |durch den Aufschub der Aufführung Deiner Stücke  auch Deine Reise nach Berlin verschoben ist.
Hast Du den Chamfort nun endlich erhalten? Und hast Du ihn gelesen? Lies’ auch die eben von Griesebach herausgegebenen Gespräche mit Schopenhauer.
Leb’ wohl für heut! Viele treue Grüße!
Dein
 Paul Goldmann.
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