Elsa Plessner an Arthur Schnitzler, 17. 10. 1896

| I. Bäckerstrasse No 1, den 1.17. 10. 96.

Hochverehrter Herr Doctor!

Gestern Abends beim Dörmann-Premièrenfeste erfuhr ich von Herrn Dr. Leo Hirschfeld, dass Director Brahm sich in Wien befindet. Sie können sich denken, wie erstaunt und erfreut ich war, denn ich ventilirte mit Mama bereits die Frage einer kurzen Reise nach |Berlin. Da Sie mir einmal den keinen Finger gereicht haben, so bitte ich Sie, jetzt, falls Sie meine Arbeit dessen würdig erachten, Ihre ganze, vielvermögende Hand dabei ins Spiel zu bringen und mir mitzutheilen, ob und wie ich mit Herrn Director Brahm diesbezüglich (meiner Arbeit) mich in directes Einvernehmen setzen soll. Sie sind doch einmal der gute Geist – |der liebe Herrgott muss sich noch viel mehr Bitten gefallen lassen! Von Dankbarkeit und s. w. will und kann ich Ihnen nicht reden, weil wir doch Beide wißen, was dran ist – aber wenn ich auch nicht rede – Sie werden sehen – – !! Wirklich! Verehrter, einziger Herr Doctor, wenn Sie mir den Herrn Director auf 1 Stunde festnageln könnten, daß ich ihm mein Stück vorlese – –  wenn Sie das thun würden!! Geht's? – Sie haben doch so viel Einfluß!! – Bitte!
N. B. Ohne Unbescheidenheit. Ich soll gut vorlesen wie man sagt! – – Bitte um Nachricht! – Sans phrase in Ewigkeit ergeben
 Elsa Plessner