Paul Goldmann hat mir
Politiken mit Ihrem
Artikel über mich ge
sandt und ich ver
suchte
dänisch zu ver
stehen, was mir nur zum Theil gelang; die
Neue Freie Presse kam mir zu
Hilfe – und Sie können
sich denken, wie
sehr ich mich gefreut
habe, als ich nun alles, was Sie über mich
schrieben, we
nn auch nur in der Über
setzung le
sen konnte. La
ssen Sie mich Ihnen die Hand drücken –
und
|weiter nichts
sagen – wie es Ihnen ja gewi
ss
am lieb
sten i
st.
Sie haben hoffentlich meine Karte aus
Rom
bekommen und wi
ssen, d
ss ich
Ellen Key ke
nnengelernt habe, die mir zu meiner Freude
erzählte, d
ss Sie den letzten Winter in vollkommener Ge
sundheit verbracht haben.
Wenige Tage nachdem ich
Ellen Key, deren We
sen mir wahrhaft wohl that, bei
Wassermanns kennen gelernt, traf ich
sie ein zweites Mal und
|Helge Rhode, den
sie mitbrachte. Ich war kaum zwei Wochen in
Rom, eben genug, um zu wi
ssen, wie man es ein näch
stes Mal anzufangen hat,
um
seine Zeit gut auszunützen. Von
Rom ging ich
nach
Florenz, wo ich mit meiner
Mama Rendezvous hatte – aber den Frühling
fand ich nirgends. Man fror beinah immer.
Sie waren – oder
sind noch? – in
Berlin, wie mir
Georg Hirschfeld |schrieb; wann ko
mmen
Sie wieder zu uns? Sie würden nicht viel verändert finden –
Beer Hofmann hat nun auch zu
seinen
Töchtern einen
Sohn beko
mmen, aber von dem i
st
begreiflicherwei
se noch nicht viel zu erzählen. Ich werde diesmal wahr
scheinlich
sehr
bald ins Gebirge rei
sen; und nach mancherlei Kleinigkeiten, die ich in der letzten
Zeit gemacht, mich wohl endlich wieder
↓an↓ was größeres
|wagen. Einen kleinen
Roman, den ich
vorigen Winter schrieb, haben Sie wohl
schon erhalten. Die
Beatrice i
st im
Dezember einige Male in
Breslau ge
spielt worden, ohne be
sonderes Glück. Auch war die Dar
stellung
recht
schwach. Eine gute Aufführung müßte dem Stück wohl Erfolg bringen. Aber das
Burgtheater hat wichtigeres zu thun. –
Leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem treuen
ArthurSchnitzler
|Die
ser Tage er
scheint eine Novelle von mir,
die ich Ihnen natürlich
schicken werde,
Lieutenant
Gustl, – Sie haben
sie vielleicht in der
N. Fr. Pr. gele
sen. Wegen die
ser Novelle
stehe ich – (da ich noch
Militärarzt »in der Evidenz« bin) in »ehrengerichtlicher«
Unter
suchung und werde wahr
scheinlich meine
Charge
verlieren. Wenn Sie die Novelle
|noch nicht
kennen und
sie le
sen werden – und
sich die
ser Mittheilung erinnern – wird Ihnen
wieder manches »
oesterreichische« klar
werden.
Die Sache i
st für mich natürlich
gleichgiltig – da ich ja mit den Leuten nichts mehr zu thun habe und meine Charge
nur im Kriegsfall von Bedeutung wäre – aber
sie i
st charakteri
sti
sch für
|die man könnte
sagen naïve Heuchelei in
Krei
sen, von denen man in gewi
ssem Sinne i
mmer
abhängig i
st; we
nn sie auch keine unmittelbare Macht über einen
be
sitzen.
Ihr A. S.