- |Weißt Du es noch, mein liebes Kind?
– viel’ Jahre seitdem verflossen sind –
Es war am Sonntag Nachmittag
Und ich auf Deinem Divan lag,
Die ↓U↓hren tickten hin und her,
Sonst war es still und dumpf und schwer,
Das Glühlicht Dir auf die Haare schien,
Gedämpft von des Scheines Roth und Grün,
Ich seh Dir zu, Du merktest es nicht,
Und hast mit sinnendem Gesicht,
↓M↓it wenig Pose und viel Bedacht
Am Tische Dein Testament gemacht,
Es war ein Scherz, eine dumme Idee,
Auf daß der langweilige Sonntag vergeh’ –
Und doch es uns kalt über den Rücken kroch –
Wir standen im Banne des »vielleicht doch« –
Und überdies kam mit dumpfem Schlag
Zurück das Gewitter von Vormittag –
Ein Donner am Sonntag – fern, sordinirt –
Du weißt, was da für Stimmung gebiert.
|Kurz nur, als ich aufthat meinen Hut –
Ich kann es Dir sagen, mir war nicht gut,
Und als ich einsam gewandelt nach Haus
Stak mir in den Gliedern ein frierender Graus.
Der Teufel! Meine Nase war gar nicht schlecht,
Ich witterte Geisterluft und hatte Recht.
Du hast Dein Testament gemacht ohne Noth,
Und ich war in wenigen Jahren todt,
Am selben Sonntag, zur selben Stund’
Da lag ich da mit zuckendem Mund
Und der letzte Eindruck, den ich vernahm,
Das war ein Donner, der freche Bann:
Und wieder ↓sank↓ ein Sonntag herab
Da bin ich gestiegen aus meinem Grab –
Hier sitz ich, am Tische neben Dir
Und glotze Dich an mit dem Augenschein
Das Glühlicht scheint Dir in’s Gesicht,
Ich starre Dich an und Du weißt es nicht,
|Es packt Dich ein Schauder, Du ahnst nicht warum,
Du möchtsest sprechen und bleibst doch stumm –
Von fernher zieht der Donner heran –
Nein, nein, bleib nur stille, Du armer Mann,
Ich thue Dir nichts, ich bin nur da,
Und jetzt, wo ich endlich Dich wiedersah,
Jetzt kriech’ ich befriedigt zurück unter’n Stein –
Wie gut es doch ist, gestorben zu sein!