Mein lieber Freund,
Du bist wieder einmal ganz verstummt. Von Woche zu Woche warte ich auf eine
Nachricht, aber vergebens.
Wann also wirst Du anfangen zu reisen? Und wohin? Interessant wäre es
auch, die Frage zu stellen: mit wem? Aber ich stelle sie lieber nicht.
Rudolf Lothar hat
sich hier hüb
sch benommen. Er hat
sich einen in
Berlin lebenden
Wiener
Journalisten engagirt, der
b von
Berliner Redaktionen wegen »Inkorrektheiten« entla
ssen worden i
st, und hat
von die
sem am Abend
seiner
Première ein gefäl
schtes
Telegramm an alle
Wiener Blätter
senden la
ssen. Für die
N. Fr. Pr. hat
Landau vom
Börsencourier |telegraphirt, der
bekanntlich die Spezialität hat, Alles zu loben. Aber
selb
st de
ssen
Telegramm genügte noch nicht, und
so hat
man in der
Redaktion die
se
Fäl
schung durch Einfügung einiger lobender Sätze noch
f weiter gefäl
scht. Dem
Fritz Mauthner hat
sich
Lothar seit dem Tage
seiner Ankunft an die Rock
schöße gehangen, er hat ihn umwedelt
und um
schmeichelt. Die Folge davon war, daß
Mauthner in
seinem
Feuilleton vom »
Dichter Lothar«
sprach. Damit i
st
Mauthner als Kritiker allerdings für mich gerichtet.
Als
Karlweiss’ »
Onkel Toni«
hier aufgeführt wurde,
telegraphirte ich
|ganz
sanft: Die vortreffliche Aufführung habe über die
schwachen Stellen des
Stückes hinweggeholfen. Der
Satz
wurde wurde ge
strichen. Ein
Stück von
Karlweiss darf nicht einmal
schwache Stellen haben!
Der »
Star« von
Bahr hat mir hingegen gefallen. Die
ser widerliche
Bursch hat doch – leider! – Humor und
Talent.
Bitte, lies’, wenn Du es noch
nicht kenn
st, »
Die Familie von Barchwitz« von
Hans von Kahlenberg. Seit Langem hat mich kein Roman
so intere
ssirt.
Verg Verfasserin i
st ein nicht
mehr
|ganz
hu junges, aber
r noch
recht recht hüb
sches
Mädchen, ein Fräulein von
Montbart,
Offiziers-Tochter.
Bitte, schreib’ mir bald!
Viele treue Grüße!
Dein
Paul Goldmann
Auch
Ludassy benimmt
sich ab
scheulich hier und macht
sich aus dem Verbot
seines
schlechten
Stückes eine
unerträgliche Reklame.