Arthur Schnitzler an Felix Salten, [15. 10. 1895?]

|Dinstag
lieber, wollen Sie heut Abend mit mir in eine verborgne Loge jener Liebelei-Auffühg gehen ↓(½ 8)↓, so lassen Sie michs gütigst am frühen Nachmittg wissen. Ich hole ↓S↓ie dann, wenns Ihnen |recht ist, um ¼ 8 oder ½ in Ihrer Wohnung ab?
Herzlichst
Ihr
 Arth
|Und noch eins: ich habe gestern mit Ihnen im Club soupirt.
    Bildrechte © Wienbibliothek im Rathaus, Wien

    Liebelei-Auffühg] Drei Dienstage, an denen Schnitzler in Liebelei-Aufführungen war, bieten sich zur Datierung dieses Korrespondenzstücks an. Bei der am 15. 1. 1901 handelte es sich um eine Inszenierung von Schauspielschülerinnen im Kaufmännischen Verein. Hier scheint die Existenz einer »geheimen Loge« abwegig. Zur Aufführung, die Schnitzler am 9. 6. 1896 besuchte, gibt es einen Brief, den Salten an diesem Tag Schnitzler sandte, Felix Salten an Arthur Schnitzler, [9. 6. 1896]. Darin deutete er an, am Abend möglicherweise verhindert zu sein, doch sind nicht alle Fragen des vorliegenden Schreibens beantwortet, so dass dieser Brief unabhängig vom vorliegenden Schreiben entstanden sein dürfte und sich nicht zwingend eine Datierung daraus ergibt. Am wahrscheinlichsten scheint es, dass Schnitzler unmittelbar nach der Uraufführung die 4. Aufführung besuchte und sich nicht zuletzt deshalb nicht zeigen wollte, weil er bereits nach dem 2. Akt die Vorstellung verließ.

    ½ 8] Die Aufführung war zwar für 7 Uhr angesetzt, aber zwischen Rechte der Seele und Liebelei fand eine längere Pause statt.

    ¼ 8] 19 Uhr 15

    gestern] Wieso Schnitzler für den Vorabend ein Alibi benötigte, erschließt sich aus dem Tagebuch nicht.

    Club] Welcher Klub gemeint war, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Da Schnitzler seit zumindest 13. 10. 1889 Veranstaltungen des Clubs der Concordia besuchte, könnte dieser gemeint sein. In den Wiener Schachclub trat er erst Ende 1899 ein, was sich mit der gegenwärtigen Datierung nicht vereinbaren lässt. Die Unsicherheit, welche Clubs Schnitzler frequentierte, kann auch als Hinweis auf die durchaus beträchtlichen Lücken im verfügbaren Wissen über Schnitzler genommen werden, die trotz des Tagebuchs exisitieren.