Felix Salten an Arthur Schnitzler, [6. 1. 1897]

|lieber Arthur, in der Affaire Kraus ist eine merkwürdige Wendung eingetreten, die uns den Herrn möglicherweise total ausliefert.
Können Sie auf einen Sprung zu mir kommen?
Herzl.  Salten
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    Affaire Kraus] Karl Kraus hatte Salten mehrfach wegen seines schlechten Schreibstils angegriffen, zuletzt im dritten Teil von Die demolirte Literatur: »Im journalistischen Dienste hart mitgenommen, hat sich der Literat bis heute doch seine Eigenart zu wahren gewusst. Die Verwechslung des Dativs mit dem Accusativ gelingt ihm noch immer mit unverminderter Jugendfrische. Anfänglich hatte er wohl mit dem Widerstand der Setzer zu kämpfen, die bekanntlich immer klüger sein wollen als der Schriftsteller und gerne corrigiren, weil sie für undeutsch ansehen, was individuellster Ausdruck einer künstlerischen Persönlichkeit ist, aber bald lernten sie die Eigenart unseres Autors respectiren, und sein Talent setzte sich durch.« (In: Wiener Rundschau, Jg. 1, H. 3, 15. 12. 1896, S. 115.) Im gleichen Text spielte Kraus auch auf die Beziehung Saltens mit Ottilie Metzl an. Salten hatte also berufliche wie persönliche Gründe, verärgert zu sein. Am 14. 12. 1896, offenbar bereits im Besitz der neuen Ausgabe der Wiener Rundschau, ohrfeigte er Kraus im Kaffeehaus. Am 25. 2. 1897 wurde er wegen Beleidigung zu 20 Gulden Bußgeld verurteilt.

    zu mir kommen] Salten besuchte abends Schnitzler, vgl. A. S.: Tagebuch, 6. 1. 1897.