Verehrte, liebe Frau Olga,
vielen Dank für den lieben Brief und für
Arthurs Karten. Wir haben eine ziemlich unruhige Zeit
noch nicht ganz hinter uns.
Wollfs
aus
Dresden sind drei Wochen lang bei uns gewesen
und wir haben uns sehr mit Ihnen gefreut. Wir konnten nur deshalb zu keinem ganzen
Behagen kommen, weil es fast unaufhörlich geregnet hat, und weil
Otti mit ihrer Gesundheit nicht ganz in Ordnung war. Nun ist
sie seit Mittwoch in
Wien, im Sanatorium »
Hera«, und hat am
Donnerstag eine kleine Operation überstanden. Es
ist alles sehr gut gegangen: sie befindet sich schon viel besser und es ist möglich,
dass Sie übermorgen oder Donnerstag schon wieder
hier sein wird. Bei alledem – angenehm ist sowas ja nie, weder für
Otti, die allein, nur vom
Stubenmädchen begleitet, in
Wien sein muß, noch für mich, der hier nur warten
und sonst nichts nützliches für sie tun kann. Vielleicht haben wir hier noch ein paar
Wochen Zeit, dass
Otti |sich erholen kann. Ohnehin
graut uns ein bischen vor dem Umzug in
Wien,
vor allen Geschichten, die wir mit dem
Haus, den Möbeln, den Handwerkern und zunächst mit dem
Hausherrn haben werden, der mich wieder und immer wieder zu schröpfen sucht.
Ich freu mich
sehr, dass es Ihrer
Schwester gut geht. Bitte, grüßen Sie sie
vielmals von
uns! Haben Sie
nun in
München Ihre Konzertreise zusa
mmengestellt? Ich bin sehr neugierig darauf, und wüßte gern,
wann und wohin Sie gehen. Jedenfalls werde ich Sie aber doch gewiss vorher noch
singen hören, was ich mir lebhaft wünsche, und möchte, wenn Sie’s gestatten, auch
Ihr
Progamm als Privatkonzert zu hören bekommen. Ich bin jetzt so ziemlich sicher, dass
Sie an Ihrer Wirkung Freude haben werden, wenn Sie wieder öffentlich singen.
Was haben Sie dazu gesagt, dass Herr
v. Kralik
für das
Burgtheater kandidirt wird?
Symptomatisch!
V
iele herzliche Grüße von uns allen, ebenso von
Fischers.