Olga Schnitzler an Stefan Zweig, 22. 11. 1916

|22. Nov. 1916.
Lieber Herr Doctor, Ihr Brief kam, wie ich den meinen eben abgeschickt hatte. Ich kann nichts sagen als: ich danke Ihnen. Wüssten Sie, wie es mich berührt, wenn mir einmal Jemand meinen »Eigensinn« nicht zum Vorwurf macht. Das ist bisher nicht oft geschehen. Aber ich habe |kein Verdienst: meine Arbeit war nur Lebenselement, Quell aller Freudigkeit, trotz so vieler schwerer Stunden des Zweifels – was Wunder wenn ich sie, wenn sie mich nicht losgelassen hat?!
Auch dieser Abend: nur ein Schritt weiter. Jetzt freu ich mich schon unsagbar auf alle herrlichen Lieder, die ich gleich – morgen –, neu studieren werde.
Seien Sie herzlichst gegrüsst und auf Wiedersehen!
Arthur grüsst Sie bestens!
Ihre  OlgaSchnitzler.
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