Olga Schnitzler an Stefan Zweig, 21. 12. 1916

|21. Dec. 1916.
Lieber Herr Doctor, meine liebe Hofrätin erzält mir heute Abend, dass Sie Ihnen von dieser übeln Klatscherei berichtet hat und dass Sie dieses Gerede richtigstellen wollen. Ich bitte Sie sehr tun, sie es nicht, – das gibt der Sache eine Bedeutung, die sie nicht hat und nicht haben darf. Mein Instinct hat sich damals, nach dem ersten Erschrecken, bald gegen den »Warner« |gewendet, – ich finde, ein Mann, der alle paar Jahre auf 2 Stunden in meinem Hause ist, darf so etwas gewiss nicht tun, – kaum hat ein erprobter Freund das Recht dazu. Die Hofrätin hat mir ihren Eindruck von Ihrer aufrichtigen Freude an meinem Concertabend mitgeteilt. Das genügt mir vollkommen, und so lasse ich mir Ihre freundlichen Worte auch nicht entstellen. Man hat seinen Weg zu gehen, darauf kommt es an. Seien sie herzlich geprüsst!
 OlgaSchnitzler.
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