Arthur Schnitzler an Stefan Zweig, 3. 5. 1916

|O. S.
Lieber Herr Doctor, für Ihre so freundlichen Worte haben Sie herzlichen Dank! ich freue mich, dass meine Stimme neulich, trotz des unbehaglichen und ungünstigen Raumes, doch halbwegs gut geklungen hat. An jenem Abend im Volksheim habe ich zum überhaupt ersten Mal öffentlich gesungen, und habe damals weder meine Stimme noch meine Nerven beherrschen können. Hätt ich nur damals schon bei Herrn Kammersänger Steiner studiert! mir wäre mancher Umweg erspart geblieben.
|Es wird Sie wahrscheinlich interessieren, denke ich, dass Arthur wieder glücklicherweise in’s Arbeiten gekommen ist, – er hat mir am Ostermontag eine seine Novelle im Umfang von »Frau Beate« vorgelesen, – eine ebenso grosse ist, seit Monaten fertig, – und nehmen Sie mir’s nicht übel, wenn ich beide – so verschieden sie sind, – sehr schön finde.
Seien Sie herzlich gegrüsst – hoffentlich hören wir bald wieder von Ihnen.
Ihre
 OlgaSchnitzler
3. Mai 1916.
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