|21. 11. 1927.

Liebe und verehrte Freundin.

Ich habe indess unter meinen Briefen nachgesehen; was ich Ihnen neulich geschrieben stimmt beinahe vollkommen. Aus der Abschrift eines Briefes an Herrn Hela entnehme ich, dass ich »Liebelei«, die Uebersetzung von Thorel mit den Korrekturen an Lenormand geschickt habe. So weit ich mich erinnere habe ich von Lenormand nie wieder etwas darüber gehört. (Uebrigens auch nicht vonHela.)
»Das weite Land« ist übersetzt von Emma Cabir, 27, Rue Lemercier, Manuscript befindet sich bei Gemier.
» Der einsame Weg« übersetzt von Mme. Bianqui, 6, Rue Mouton-Duvernet XIV. Sie hat auch das »Bachusfest« übersetzt.
» Zwischenspiel«, übersetzt von Maurice Rèmon, 10, Rue Daubigny XVII.
Vor vielen Jahren
wurden der Zyklus »Lebendige Stunden« von Rémon und Mme. Noemi Vallantin übersetzt. »Letzte Masken« auch irgend einmal aufgeführt.
Auch Uebersetzungen von »Gefährtin« und»Kakadu« (beide vor mehr als 20 Jahren bei Antoine aufgeführt) existieren, sind aber, wie auch alle andern, nicht in meinen Händen, von »Liebelei« abgesehen.
Wenn Gemier wirklich etwas von mir aufführen will, so wird er sich eher die französischen Uebersetzungen zu verschaffen vermögen als ich, man müsste sich mit Meme. Bianqui, mit Mme. Cabir, mit Herrn Lenormand, mit Herrn Rémon doch wohl irgendwie in Verbindung setzen können. Natürlich wären auch manche von meinen noch nicht übersetzten Stücken in Betracht zu ziehen. Da müsste sie Herr Gemier oder sein Ver|trauensmann, sei dies Herr Blum oder jemand anderer, lesen und für seine Zwecke prüfen; von sämtlichenStücken für Gemier Probeübersetzungen anzufertigen ginge wohl kaum an. übrigens ist ja die deutsche Sprache im Laufe der letzten Zeit auch in Frankreich verhältnismässig bekannt geworden. Jedenfalls werde ich mich sehr freuen, recht bald über die ganze Angelegenheit mehr zu hören.
Ebenso wie die von Hela besorgte Uebersetzung von »Beate« ist auch noch »Casanovas Heimfahrt«, die vor etwa vier Jahren von Nathan erworben wurde, unpubliziert. Wenn es Ihnen, liebe Freundin, keine zu grosse Mühe macht, wollten Sie nicht die Güte haben bei N. Nathan, Hotel Roncerey, 10 Boulevard Monmartre, gelegentlich anzufragen?
Mit den herzlichsten Grüssen
Ihr
 
Frau Hofrätin Bertha Zuckerkandl,
Paris.
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