|Samstag.
Sehr verehrter Herr Doktor!
Wollen Sie folgende Anfrage verzeihen – und diese
briefliche Belästigung. –
Dadurch dass meine
Schwester
und die ganze Familie
Clemenceau mit
Antoine
dem einstigen Begründer
↓des Theatre Libre↓
und jetzigen Leiter des »
Odeon«
|befreundet ist – bin ich
über die Repertoire-Verhältnisse des »
Odeon«
und über die Art der
Stücke welche
Antoine
sucht, gut unterrichtet.
Was er für die nächste
Saison ambitionirt wäre
ein Stück dass mit
grossem literarischen
|Wert, auch die Freude
am bunten Spiel verbindet. Ich weiss nun
nicht ob Sie geehrter Herr
Doktor schon die Übersetzung des »
Medardus«
ins
Französische – vergeben haben. Mir ist diese
Sprache so geläufig wie meine
eigene – und ich habe sogar
für den »
Temps« Original-Artikel geschrieben.
|Es wäre mir Freude, den
»
Medardus« übersetzen
zu dürfen. Und da mi
ch
↓r↓
ein länger Aufenthalt
Anfangs Juni in
Paris beschieden sein dürfte, so
hätte ich dort Gelegenheit überhaupt für Ihre
Stücke zu wirken. Da ich
dort durch
George Clemenceau alle Thüren der
Theater-Direktoren offen
|finde. Vielleicht liesse
sich auch Ihr neuestes
Stück das »
Weite Land«
– für die
französische
Bühne gewinnen?
Ich weiss wie sehr Sie
durch solche Anfragen
gestört werden, und
bitte Sie daher mir |nur eine telephonische
Antwort zukommen
zu lassen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Berta Zuckerkandl
Gesellschafts-Telephon 412 – VI.