Berta Zuckerkandl an Arthur Schnitzler, [7. oder 14. 4. 1911?]

|Samstag.

Sehr verehrter Herr Doktor!

Wollen Sie folgende Anfrage verzeihen – und diese briefliche Belästigung. –
Dadurch dass meine Schwester und die ganze Familie Clemenceau mit Antoine dem einstigen Begründer des Theatre Libre und jetzigen Leiter des »Odeon« |befreundet ist – bin ich über die Repertoire-Verhältnisse des »Odeon« und über die Art der Stücke welche Antoine sucht, gut unterrichtet. Was er für die nächste Saison ambitionirt wäre ein Stück dass mit grossem literarischen |Wert, auch die Freude am bunten Spiel verbindet. Ich weiss nun nicht ob Sie geehrter Herr Doktor schon die Übersetzung des »Medardus« ins Französische – vergeben haben. Mir ist diese Sprache so geläufig wie meine eigene – und ich habe sogar für den »Temps« Original-Artikel geschrieben.
|Es wäre mir Freude, den »Medardus« übersetzen zu dürfen. Und da mir ein länger Aufenthalt Anfangs Juni in Paris beschieden sein dürfte, so hätte ich dort Gelegenheit überhaupt für Ihre Stücke zu wirken. Da ich dort durch George Clemenceau alle Thüren der Theater-Direktoren offen |finde. Vielleicht liesse sich auch Ihr neuestes Stück das »Weite Land« – für die französische Bühne gewinnen?
Ich weiss wie sehr Sie durch solche Anfragen gestört werden, und bitte Sie daher mir |nur eine telephonische Antwort zukommen zu lassen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Berta Zuckerkandl
Gesellschafts-Telephon 412 – VI.
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