Berta Zuckerkandl an Arthur Schnitzler, 27. 7. [1931?]

Verehrter Freund! Mit grosser Freude höre ich, dass Sie sich am Semmering wol befinden. Ihre Schwägerin Schnitzler hat es meiner Schwägerin Redlich gesagt: Es ist aber auch ein herrlicher Sommer. Als ob der liebe Gott uns für den Weltgerisl ein wenig entschädigen möchte.
Ich bin hier bei den Kindern gut aufgehoben. Und tobe mich grossmütterich aus. Arbeite sehr viel, da ich mir sogesagen das Tägliche |verdienen muss. Sollte mir eine dieser Arbeiten pünktlich gezahlt werden, so will ich von den 10 A. nach Salzburg. Gern den 24ten auf 16 Tage nach Gastein.
Vorher aber hätte ich die grosse Sehnsucht Sie zu sehen, und frage an ob Sie noch nächste Woche (so zwischen den 3ten und den 5ten August) noch oben sind? Die Kinder werden nämlich einen Tagesausflug auf die Rax machen. In den Stunden wo sie oben sind, könnte ich über Tisch zu Ih|nen fahren da ich ein Auto haben werde. Hoffentlich ist auch Frau Pollatscheck die ich herzlichst grüsse bei Ihnen. –
Mein projektirter Besuch bei Alma musste leider unterbleiben. – Also – bitte nur um eine beiläufige Bestimmung Ihrer Aufenthaltsdauer.
In Verehrung und inniger Freundschaft
Ihre getreueste
Berta Zuckerkandl-Szeps.
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