|Lieber und verehrter Herr Brandes,
innigen Dank für Ihre herzlichen Worte. Es ist etwas erquickendes in der Art, wie Sie
einem Worte sagen, die von einem andern ausgesprochen, eben nichts als Worte wären.
Ich bin jung, sagen Sie? Nun, wenn es selbst so wäre – unter gewissen Umständen sind
Jugend, Frühling, Sonne so traurige Dinge, dass man in ihrem Bewußtsein zusammenschauert statt sich zu |freun. Diese Abende, die ich jetzt manchmal auf
dem Land draußen verbringe, die Orte wo ich hinkomme, alles das dampft von
Erinnerungen; – ahnt man denn, wie tief manche Gräber sind! –
Verzeihen Sie da
ss ich
schon wieder davon rede; während Sie
selb
st ohnedies nicht in
der glücklich
sten Sti
mmung
sind. Ich wußte ab
solut nicht,
d
ss Sie noch immer bettläge
|rig
sind↓waren↓; wie gern möcht ich endlich hören, d
ss Sie ganz gene
sen
sind. Dabei i
st doch
sehr erfreulich, d
ss die Sache völlig unbedenklich i
st und da
ss Sie dabei arbeiten
und
sich über den Zu
sa
mmenflu
ss von Büchern und Briefen
auf Ihre
m↓r↓ Bettdecke freuen. Der Erfolg Ihrer
Gesammtausgabe i
st ja
selb
stver
ständlich.
Ludwig Fulda, auf de
ssen
Schreibti
sch ich vor ein paar Wochen
|Ihre
Gedichte liegen
sah, hab ich
ein wenig um
sein
dänisch können beneidet. Die
Zukunftsnu
mmer vom
7. April hab ich noch nicht ge
sehen, la
sse
sie mir durch meine
Buchhandlung kommen.
Ich will in die
sem Frühjahr noch einige kleine Touren (mit dem Rade zumei
st) in der
Umgegend von
Wien machen; immer neues entdeckt man
in die
sem wunder
schönen aber vertrottelten
Niederoesterreich.
|Leben Sie wohl, mein verehrter Herr Brandes und seien vielmals gegrüßt.
Ihr ArthurSchnitzler
19. 5. 99.