|Schluss des Briefes vom 2. 11. 1910.
Zu Ihrer Nachschrift habe ich einiges zu bemerken. Dass Ihnen ein
Buch von mir künstlerisch oder menschlich
zuwider ist, das ist Ihr gutes Recht. Dass Sie es mir sagen Ihre Pflicht. Wie Sie
sich zu Andern darüber äussern, Sache Ihres Temperaments und Ihres Geschmacks. Aber
dass Sie irgend ein Buch von mir, Ihnen persönlich zugeeignet, lieber Hugo, »halb
zufällig halb absichtlich in der Bahn liegen lassen« und dass Sie es notwendig finden
mir zwei Jahre nachher
mir davon Mitteilung zu
machen, das scheint mir für einen Spass nicht lustig genug und ernst genommen völlig
unvereinbar mit unseren künstlerischen und menschlichen Beziehungen, wie ich sie
bisher gesehen habe. Drängte es Sie so sehr den Eindruck von damals nachzuprüfen,
so
hatten Sie es leicht genug diese Absicht durchzuführen, ohne gerade von dem Autor
selbst ein zweites Exemplar zu erbitten, dem Autor, gegen dessen erste
freundschaftliche Widmung Sie sich in einer so wenig üblichen Weise betragen haben,
wie es mir dem verwerflichsten Produkte eines Unbekannten gegenüber niemals einge
|fallen wäre, der mir die Höflichkeit einer Dedikation
erwiesen. Aber wenn Ihr auf Neuerwerbung dieses
Buches abzielender Wunsch, der ja gewiss liebenswürdig und
taktvoll gemeint war, Ihrer feinen Feder wie unter einem dämonischen Zwang so ganz
ins Gegenteil geraten musste, so ist mir das ein Beweis, dass die gewiss nichts
weniger als oberflächlichen Gründe für Ihr unglückliches Verhältnis zu meinem
Roman auch heute noch
fortbestehen und ein Versuch von Ihrer Seite sich zu dieser persönlichsten meiner
Schöpfungen in ein neues Verhältnis zu setzen vorläufig nur wenig Aussicht auf Erfolg
haben dürften. Und ehe ich mein
Kind, wie Sie den
Roman mit einer fast über das Bild hinausgehenden Richtigkeit bezeichnen,
zum zweiten Mal der Gefahr eines meskinen Eisenbahnunfalls aussetzen möchte, ziehe ich es doch vor
es weiter im Unfrieden mit Ihnen leben zu lassen, ein Zustand, bei dem Sie sich
meines Wissens geradeso wohl befunden haben wie das liebe
Kind und dessen getreuer Vater, der Sie wie
immer herzlichst grüsst als